CfP/CfA Veranstaltungen

1. Symposium geistes- und sozialwissenschaftlicher Übersetzer

Beginn
18.03.2015
Ende
20.03.2015
Deadline Abstract
05.12.2014

Symposium geistes- und sozialwissenschaftlicher Übersetzer

(Paris, Fondation de la Maison des Sciences de l’Homme, 18. – 20. März 2015)


Das Symposium geistes- und sozialwissenschaftlicher Übersetzer, das vom 18. bis 20. März 2015 in Paris stattfinden wird, möchte deutsch- und französischsprachigen Übersetzern ein Forum bieten, um sich über inhaltliche Schwerpunkte ihrer Arbeit und aktuelle Fragen ihres Berufsstands auszutauschen. Da Übersetzer geistes- und sozialwissenschaftlicher Texte in besonderem Maße auf den Austausch mit Übersetzerkollegen und Fachwissenschaftlern angewiesen sind, aber kaum entsprechende Netzwerke bestehen, soll dieses Symposium als Plattform für den Diskurs über Übersetzungsfragen dienen, aber auch Anstöße für nachhaltige Kooperationen liefern. Neben einem öffentlichen Rahmenprogramm mit Vorträgen und Diskussionsrunden sollen in einer Reihe von Ateliers in kleinen Gruppen konkrete Fragestellungen zur Sprache kommen, die für die eigene Tätigkeit relevant sind und nach gemeinschaftlicher Diskussion verlangen. Alle Teilnehmer sind dazu eingeladen, in diese Ateliers Arbeitsproben und konkrete Fragestellungen mitzubringen, um tatsächlich gemeinsam in einen produktiven Ideenaustausch zu treten. Auf diese Weise soll nicht nur die Vernetzung der deutsch- und französischsprachigen Übersetzergemeinschaft gefördert, sondern ein offener Raum des Dialogs geschaffen werden, in dem konzentriert  und in anregendem Umfeld an fachlichen Problemen gearbeitet werden kann.

Das Symposium ist für insgesamt zwanzig Teilnehmer konzipiert, die sich zu gleichen Teilen aus französisch- und deutschsprachigen Vertretern zusammensetzen. Dabei besteht jede der beiden Gruppen deutscher und französischer Sprache sowohl aus erfahrenen Übersetzern als auch aus Übersetzern mit bislang nur geringer Publikationserfahrung. Letztere nehmen an allen öffentlichen Veranstaltungen wie den Vorträgen und Diskussionsrunden sowie an den Ateliers teil, wobei eines der Ateliers eigens für sie gestaltet ist.

Bewerbungen sollten neben dem Anmeldeformular ein Motivationsschreiben enthalten, aus dem Präferenzen und ein möglicher Eigenbeitrag für mindestens zwei Ateliers hervorgehen, sowie einen Lebenslauf und eine Liste bereits veröffentlichter Übersetzungen. Bewerbungsfrist ist der 05. Dezember 2014; die Unterlagen können bei Franziska Humphreys (humphreys@msh-paris.fr) eingereicht werden. Die Kosten für Reise und Unterbringung der Teilnehmer werden erstattet.


Beschreibung der Ateliers

Atelier 1: Was heißt « unübersetzbar » für geisteswissenschaftliche Übersetzungen?   

Jede Übersetzung kreist immer auch um ihr eigenes Misslingen. Bestimmte Begriffe, syntaktische Wendungen oder semantische Doppeldeutigkeiten, die in der Zielsprache nicht in identischer Weise wiedergegeben werden können, binden den Übersetzer in einen unabschließbaren Prozess des Verschiebens, Umschreibens und Interpretierens von Worten und Sätzen ein. Im Transfer zwischen den Sprachen geht notwendig immer etwas verloren, doch ist dieser Verlust womöglich zugleich der eigentliche Gewinn einer Übersetzung: Inwiefern bilden gerade die vermeintlich unübersetzbaren Elemente eines Textes das kreative Potenzial seiner Übersetzung?

Atelier 2:  Der Einfluß geisteswissenschaftlicher Übersetzungen auf die Wissenslandschaft

Übersetzungen von Texten, die in einem bestimmten Sprachraum bislang unbekannt waren, führen häufig zu maßgeblichen Veränderungen in der Wissenslandschaft ihrer Zielsprache. Aber auch Neuübersetzungen bereits bekannter Texte können bestehende geisteswissenschaftliche Disziplinen grundsätzlich in Frage stellen, indem sie zentrale Begriffe und Theoreme einer tiefgreifenden Revision unterziehen. Wie prägen geisteswissenschaftliche Übersetzungen das Denken ihrer Zeit und welchen Einfluss haben sie auf die Erzeugung neuen und die Überarbeitung bestehenden Wissens?

Atelier 3: Übersetzen zwischen deutscher und französischer Sprache

Insbesondere geisteswissenschaftliche Übersetzungen stehen notwendig in einem gesellschaftlichen, kulturellen und historischen Kontext, der ihnen vorausgeht und von dem sich nicht losgelöst werden können. Von der Entscheidung für die Übersetzung eines bestimmten Werks bis hin zu ihrer Publikation in einem bestimmten verlegerischen Umfeld — die Übersetzungsarbeit ist Teil eines  gesellschaftlich-kulturellen Prozesses, in dem immer auch landesspezifische Wertesysteme interpretiert und übertragen werden. Welche politische Dimension hatten und haben geisteswissenschaftliche Übersetzungen und inwiefern stiften sie eigene Diskursrealitäten im deutsch- und französischsprachigen Raum?

Atelier 4: Instanzen des Wissens

Ein Übersetzer geisteswissenschaftlicher Texte steht häufig vielfältigen inhaltlichen Fragestellungen gegenüber, die ihm ein breites Kompetenzspektrum abverlangen. Über konkrete Fragen eines spezifischen Fachvokabulars hinaus muss der Übersetzer permanent seinen eigenen Wissenshorizont interdisziplinär erweitern, um dem Original gerecht werden zu können. Dabei kann sich auch das Verhältnis zu dem Autor eines Textes, der als Autorität über den Inhalt seines Werks wacht, produktiv aber auch hemmend auf die Übersetzungsarbeit auswirken. Welche Strategien kann es geben, um mit den Grenzen und Lücken des eigenen Wissens umgehen und welche fachliche Verantwortung trägt der Übersetzer für seinen Text, der ihm doch nie ganz gehört?

Atelier 5: Perspektiven

Im digitalen Zeitalter, in dem immer mehr Verlage unter finanziellen Druck geraten und immer weniger Übersetzungsprojekte gewagt werden, die grundsätzlich als aufwendig und kostspielig gelten, stellt sich die Frage nach der Zukunft dieses Berufsstands und der Weitergabe fachlichen Wissens an nachkommende Generationen. Gibt es spezifische Traditionen und Erfahrungen der deutsch-französischen Übersetzergemeinschaft, die es sich weiterzugeben lohnt, und wie könnte die Übersetzerausbildung gestaltet werden? Welche Chancen und Probleme bergen die neuen Medien und die zunehmende Internationalisierung der intellektuellen Gemeinschaft für die Zukunft geisteswissenschaftlicher Übersetzungen?

Atelier 6: Atelier für Übersetzer mit bislang geringer Publikationserfahrung

Dieses Atelier ist Übersetzern mit bislang geringer Publikationserfahrung gewidmet und soll die Form eines über die Veranstaltung hinausreichenden Mentoring annehmen. Im Gespräch mit Vertretern von Übersetzerverbänden und Förderprogrammen sollen sie eine bessere Einsicht in ihre beruflichen und fachlichen Perspektiven erhalten. Neben ganz praktischen Erwägungen ­— Umgang mit Verlagen und Agenten, finanzielle Aspekte, Vertragsgestaltung, Antragsmöglichkeiten etc. —, sollen auch grundsätzliche persönliche Fragen, Probleme oder Zweifel der Teilnehmer in Hinblick auf die eigene Arbeit und Berufswahl zur Sprache kommen können.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Französische Literatur, Übersetzung allgemein, Übersetzungstheorie

Ansprechpartner

Einrichtungen

Maison des Sciences de l'Homme Paris (MHS)

Verknüpfte Ressourcen

Projekte und Forschung

Penser en langues – In Sprachen denken
Beitrag von: Franziska Humphreys
Datum der Veröffentlichung: 01.12.2014
Letzte Änderung: 16.10.2020