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Philologie und Psychoanalyse: An den Rändern der Sprache

Das hier entworfene Projekt zielt auf eine Neubestimmung des Verhältnisses von Philologie und Psychoanalyse, wobei der Begriff 'philologisch', in bewusstem Rückgriff hinter die moderne Ausdifferenzierung der Disziplinen, einen Zusammenhang von poetischem, rhetorischem, grammatischem, textkritischem und sprachhistorischem Wissen bezeichnet. Dieses Vorhaben beinhaltet eine wissenschaftsgeschichtliche Aufarbeitung der Rolle philologischer Methodik und philologischen Wissens in verschiedenen Stadien der Psychoanalyse, von ihrer Gründungsphase bis ca. 1980. Das Projekt möchte damit zugleich einen Beitrag dazu leisten, die kulturelle Reflexion für Bereiche der Psychoanalyse zu öffnen, die bislang fast ausschließlich als deren interne Angelegenheit wahrgenommen werden. Damit soll der längst erstarrte kulturwissenschaftlich-psychoanalytische 'Minimalkonsens' aufgebrochen werden, der sich seit den 1960er Jahren unter dem Einfluss des linguistischen und ethnologischen Strukturalismus herausgebildet hat. Das Projekt erkundet demgegenüber Felder, die vor, neben und nach diesem strukturalen Paradigma liegen, setzt also Schwerpunkte auf bisher noch kaum ausgelotete Aspekte in Sigmund Freuds Werk einerseits, auf Texte von Wilfred Bion, den späten Jacques Lacan oder Fernand Deligny andererseits. All diese Autoren arbeiten an den Rändern der Sprache, erkunden deren nicht-logisches, gestisches Fundament, in der Auseinandersetzung mit vielfältigen Formen des Zeichenhandelns, etwa Versprechern, Träumen, dem Schürzen von Knoten oder dem Zeichnen autistischer Kinder. Eine solche Erweiterung des Gegenstandsbereichs der Philologie impliziert Konsequenzen für ihre epistemologischen Voraussetzungen und ihre Verfahren, welche beide in dem Projekt genauer zu bestimmen sein werden.
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Fields of research

Literature and psychoanalysis/psychology

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Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Institut für Romanische Philologie
Date of publication: 12.12.2018
Last edited: 12.12.2018