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Medien und Mimesis

Die Forschergruppe untersucht die Kulturtechnik der Mimesis vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in der Medienforschung. Dabei geht das Vorhaben über die in den Kultur- und Literaturwissenschaften ebenso wie in der Philosophie bislang dominierende ästhetische und epistemische Betrachtung der Mimesis hinaus und stellt das geschichtsphilosophische Selbstverständnis der Moderne als eine grundlegend amimetische kulturelle und soziale Formation infrage. Mimesis und imitatio werden nicht länger in die Perspektive einer zu überwindenden Vorgeschichte der Idee des schöpferischen Menschen und seiner Werkherrschaft gestellt. Anstatt die Mimesis in einen Gegensatz zur modernen Technik und der auf ihr beruhenden Zivilisation zu manövrieren, verfolgt das Projekt auf unterschiedlichen Ebenen die kultur- und sozialitätskonstitutive Funktion mimetischer Praktiken. Das Forschungsprojekt untersucht die Kulturtechnik der Mimesis als Technik der Verwendung symbolischer Formen, die in den diversen Operationen des Kopierens, Zitierens, Paraphrasierens, der Montage, des Remakes, des Samplings und der Serialisierung medienübergreifend zur Geltung kommen; weiterhin widmet sich das Projekt den anthropotechnischen und interkulturellen Übertragungen und Entwendungen, die in mimetischen Prozessen stattfinden. Die Forschergruppe begreift die Unaufhebbarkeit "mimetischer" Abhängigkeiten des Menschen als einen Hinweis auf die Wirksamkeit einer fortgesetzten rekursiven Reorganisation menschlicher Fähigkeiten. Mimesis erweist sich aus dieser Perspektive nicht als der Gegenbegriff zu Invention und Innovation, sondern als deren Voraussetzung. Mimesis wird daher nicht primär als Prinzip der Identitätsbewahrung verstanden, sie wird nicht einer "Welt der Ähnlichkeit" zugeordnet, sondern als Mechanismus der kulturellen Variation und Diversifikation begriffen. Im Zentrum des Interesses der Forschergruppe steht daher die Beschäftigung mit den diversen Strategien der Erzeugung und Regulierung von Mimesis, die die Vorgänge der Übernahme und der kreativen Adaption zu begrenzen versuchen. Das Verhältnis von Medien und Kultur erweist sich aus dieser Perspektive als dasjenige zwischen der Stimulierung mimetischer Operationen und ihrer Sistierung bzw. Codierung durch epistemische, ästhetische, pädagogische oder juristische Programme.
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Fields of research

Media studies, Literature and cultural studies, Aesthetics
Mimesis, Imitatio, Kopie, Zitat, Paraphrase, Montage, Remakes, Sampling, Serialisierung

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Institutions

Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Medien
Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Kulturtechniken
Date of publication: 12.12.2018
Last edited: 12.12.2018