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Deutsche Übersetzungen zeitgenössischer israelischer Prosa, 1989-2019 / German Translations of Contemporary Israeli Prose from 1989 to 2019

Das von der Fritz Thyssen Stiftung    geförderte Post-Doc Projekt untersucht deutsche Übersetzungen zeitgenössischer israelischer Prosa aus den letzten drei Jahrzehnten sowie deren öffentliche und kritische Rezeption. Es versucht zu ergründen, inwiefern die Auswahl der zu übersetzenden Werke in einem Zusammenhang mit deren Position im israelischen Literaturkanon stand, und fragt, ob ihre Rezeption in Deutschland ähnlich oder eher unabhängig von derjenigen in Israel ist. Dabei sind Fragen der Rezeption und Kanonbildung mit Fragen der Nationenbildung und des nationalen Imaginären verknüpft: Welche Attribute werden der Vorstellung von »Israelität« in den Übersetzungen (explizit oder implizit) zugeschrieben? Und wie wird das evozierte Bild wiederum in Deutschland rezipiert?

Diese Untersuchungen gehen aus der hitzigen Debatte um »Weltliteratur« als kulturelles Phänomen und als Disziplin im Bereich der Komparatistik hervor. Laut Kritiker*innen wie beispielsweise David Damrosch ist Weltliteratur jene Literatur, die über ihre Ausgangssprache und -nationalität hinausgeht, Grenzen und Begrenzungen transzendiert sowie ›universale‹ Anerkennung erfährt. Einige Wissenschaftler*innen haben das Konzept auf Grund der Unübersetzbarkeit von Texten aus verschiedenen Sprachtraditionen kritisiert oder gänzlich abgelehnt, während andere es auf eine Kritik am »linguistischen Imperialismus« und am globalen Englisch, oder auf die Ablehnung des »triumphalistischen Diskurses der Globalisierung« stützen.      

Jüdische Literatur – die allgemein definiert werden könnte als die gesamte Literatur jüdischer Autor*innen, unabhängig von ihrer Nationalität – bietet sich als ein gutes Beispiel für das an, was Damrosch und andere als „Weltliteratur“ bezeichnet haben, da sie das Nationale scheinbar transzendiert und weithin in verschiedene Sprachen übersetzt ist. Gleichzeitig ist ein Großteil der zeitgenössischen jüdischen Literatur in israelischem Hebräisch geschrieben, welches die Nationalsprache der israelischen Juden* ist. Hebräische Literatur wurde allerdings explizit als Nationalliteratur konzipiert und sogar als essentiell für die Konsolidierung der israelischen Nation betrachtet. So oszilliert die israelische Literatur, die im Mittelpunkt des Projekts steht, stetig zwischen National- und Weltliteratur und offenbart dabei die Spannungen zwischen den beiden Konzepten.

This research project, funded by Fritz Thyssen Stiftung   , examines German translations of contemporary Israeli prose written in the years 1989-2019. This comparative project engages with the theoretical framework of world literature, postcolonial theory and the notion of translatability, and offers a pioneering comprehensive examination of contemporary Israeli-German translations through a historical perspective. This comparative research considers the various historical and cultural components that affect in turn the reception of these translated works, while focusing on the changes undergone by the notion and representations of Israeliness within the process of translation, as well as the diversity of its reception. Hence, through a close and comparative reading of source and translation, the project aims to highlight the different ways in which Israeliness is represented and translated into the German.

These inquiries emanate from the heated debate over “World Literature” as a cultural phenomenon and as a discipline in the field of comparative literature. World literature, according to comparativists such as David Damrosch, is a literature that goes beyond its source language and nationality, transcends borders and boundaries, and achieves “universal” recognition. Some scholars have criticized or rejected altogether this concept on the grounds of the untranslatability of texts from various linguistic traditions. Others base it on a critique of “linguistic imperialism” and global English, or on the rejection of the “triumphalist discourse of globalization”.

Thus, through the theoretical framework of world literature, I wish to investigate the reception of translated Israeli literature as European “world literature” within the German speaking world, while still considering the obstacles and challenges that prevail in its path as a cross-cultural translation, representing specific national attributes, i.e., Israeliness.

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Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)
Germanistisches Institut
Lehrstuhl für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Submitted by: Robert Buch
Date of publication: 12.05.2021
Last edited: 12.05.2021