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Das nächtliche Selbst. Traumwissen und Traumkunst im Jahrhundert der Psychologie (1850-1950)

Das beantragte Netzwerk unternimmt erstmals den Versuch, einen zentralen Ausschnitt aus der Kultur- und Wissensgeschichte des Traums in interdisziplinärer Perspektive zu rekonstruieren. Sein Ziel ist die Analyse der sich seit der Aufklärung allmählich ausbildenden säkularen Traumkulturen. Leitend ist dabei die Frage nach dem Verhältnis von Traum und Subjekt: Wie wird Subjektivität unter Einbeziehung des ‚nächtlichen Selbst‘ von wissenschaftlicher und künstlerischer Seite hergestellt? Der eigentliche Untersuchungszeitraum des Netzwerks, der sich als Jahrhundert der Psychologie bezeichnen lässt, beginnt mit der Durchsetzung empirisch-experimenteller Forschungsmethoden in der Traumforschung um 1850 und endet etwa einhundert Jahre später mit der Etablierung eines neuen wissenschaftlichen Paradigmas, dem der Neurophysiologie. In diesem Zeitraum entwickelt sich ein intensives Zusammenspiel zwischen neuen Traumtheorien, wie sie in Psychologie, Medizin, Philosophie und Ästhetik entworfen werden, und neuen Darstellungsformen des Traums, die sich in den Wissenschaften ebenso ausbilden wie in der Literatur, den bildenden Künsten und im Film. Denn da der Traum nur über die Erinnerung des Träumers und über dessen Darstellung zugänglich ist, müssen in der Verständigung über ihn Texte und Bilder die entscheidende Rolle spielen. Auf eben diese legt das Netzwerk sein Augenmerk und fragt danach, inwieweit die Ausbildung von wissenschaftlichen und künstlerischen Praktiken, die auf die allnächtliche Erfahrung eines Selbstverlusts reagiert, Teil des Prozesses moderner Selbstkonstitution ist.
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Fields of research

Literature and psychoanalysis/psychology, Literature and philosophy
Traumforschung

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Ruhr-Universität Bochum (RUB)
Romanisches Seminar
Date of publication: 12.12.2018
Last edited: 12.12.2018