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Lenkung der Dinge. Magie, Kunst und Politik in der frühen Neuzeit

Beginning
11.12.2019
End
12.12.2019

Das Kausalitätsmodell der ‚Lenkung der Dinge‘ bezeugt das analoge Denken der Frühen Neuzeit in anschaulicher wie konkreter Form.
Mit diesem Modell beschäftigt sich ein Forschungsprojekt der Fritz Thyssen Stiftung seit 2017, das nun zu seinem Abschlussworkshop einlädt. Steuerungsfähig sind, je nach Position, Mensch bzw. Magier, Schicksal, Engel und Dämonen, Spiritus und die Gestirne sowie selbstverständlich der große Lenker: Gott. Die Frage, die in den literarischen Texten, in den Künsten und Theorietraktaten der Dämonologie in der Frühen Neuzeit in Italien und Frankreich diskutiert wird, ist, als Frage nach den Künstlerkonzepten, schlicht die nach Möglichkeit und Art der Beherrschbarkeit der Natur, mag diese nun eine dem Menschen äußerliche oder innerliche Natur sein. Diese Frage setzt jeweils eine Verfügbarkeit der Natur voraus, die sodann gestaltbar, lenkbar, steuerbar wird. Entsprechend gelten Schicksalswege, Kunstobjekte und Imaginationen als steuerbar. Welchen Einfluss solche, genuin dämonologischen Denkmodelle für die Kunsttheorie, das Menschenverständnis und das Fiktionskonzept der Frühen Neuzeit haben, soll im geplanten Workshop diskutiert werden.

Um die Macht des Menschen, seine Lenkungsgewalt zu untersuchen, in Analogie zum religiösen Modell der Weltenlenkung (des Magiers) über den menschlichen Körper, den Kosmos und den Gestaltungsprozess von Künstlern wie Politikern, ist ein Workshop geplant, der die Ergebnisse des von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Projekts präsentiert und diese gemeinsam mit Kunsthistorikern und Philologen diskutiert. Kerninteresse wird die Frage nach der Einflussmöglichkeit des Menschen über Sprache, Symbole (Signaturenlehre), Körper (Blick, Faszination), Amt, Position (Fürst als Stellvertreter Gottes), Kunstmodell (Akademien), Farben als Lenkungsinstrumente auf die Umwelt sein. Berücksichtigung findet die Bedeutung von Gestik, symbolischem Handeln, Zaubersprüchen als performative Sprechakte (zur Lenkung durch Rhetorik, Machiavelli, Savonarola, Chapelain), von künstlerischen Gegenständen (z.B. Talisman, Wolken, Portraits, z.B. Poussin) und Bildern als magischen Objekten. Die Frage nach dem Menschen und seiner Position

im Renaissance-Kosmos, nach den Mechanismen der Analogie bezüglich der Lenkung der Natur wird damit vor dem Hintergrund der Forschungen zur Dämonologie neu gestellt und soll gemeinsam in ihrer politischen, kunsttheoretischen und symbolischen Dimension diskutiert werden. Diese politische Dimension greift nicht zuletzt auch auf die Institutionengeschichte aus, besonders die Akademiegründungen in Italien und Frankreich sind in der Frühen Neuzeit zentrale Lenkungsmomente der Künstler und selbstreflexive Phasen, die – etwa in den Akademieprotokollen – spezifische Einblicke in sehr konkrete Kausalitätsbezüge erlauben. Die französische Rezeption italienischer Lenkungspraxen in Magie, Kunst und Politik steht damit ebenfalls im Fokus und wird besonders anhand der zeitgenössischen Diskussionen um das ‚merveilleux‘ und die Bedeutung des Mythos relevant.

Programm

Mittwoch, 11. Dezember 2019

09.00
Begrüßung
Philippe Cordez (DFK Paris)

Eröffnung: Lenkung der Dinge in Magie, Kunst und Politik der Frühen Neuzeit – Einführung und kurze Ergebnispräsentation des Forschungsprojekts Kirsten Dickhaut (Universität Stuttgart)

09.30 Uhr
Jenseits der Erbsünde – die Macht des Ichs
Andreas Kablitz (Universität Köln)

10.15 Uhr
Kaffeepause

10.45 Uhr
Astronomische Dimensionen. Malen mit Blick auf die Sterne
Maurice Saß (Alanus Hochschule)

11.30 Uhr
Göttliches Wunder – menschliche List: Die literarische Inanspruchnahme des christlich Wunderbaren im Decameron Axel Rüth (Universität Köln)

Diskussionsleitung: Markus A. Castor

12.15 Uhr
Mittagspause

13.45 Uhr
Die Lenkung der Dinge und ihre Grenzen: Boccaccio und Machiavelli
David Nelting (Universität Bochum)

14.30 Uhr
,Zerbrochener Kompass’? Magie und Lenkungsmöglichkeiten im politischen Traktat bei Machiavelli
Sven Thorsten Kilian (Universität Stuttgart)

15.15 Uhr
Kaffeepause

15. 45 Uhr
Kalkül und Magie bei Machiavelli: Bemerkungen zu den Discorsi und zum Principe

Joachim Küpper (Freie Universität Berlin)

16.30 Uhr
Magie und Handlungsmacht bei Machiavelli
Judith Frömmer (Universität Freiburg)

Diskussionsleitung: Philippe Cordez

Donnerstag, 12. Dezember 2019

09.30 Uhr
Wunderbare Effekte: Magie und Dichtung als Formen von governo bei Torquato Tasso
Irene Herzog (Universität Stuttgart)

10.15 Uhr
Späße des Herrschers – Streiche der Hexe: Die Komik der Lenkungspraxen bei Aretino Stefan Bayer (Universität Stuttgart)

11.00 Uhr
Kaffeepause

11.30 Uhr
Die diskursive Erfindung einer machtvollen Schrift: Leser, Übersetzer und Kommentatoren des Horapoll im 15. und 16. Jahrhundert
Anja Wolkenhauer (Universität Tübingen)

12. 15 Uhr
Magische Lenkung und politische Steuerung. Zur Substitution der Magie durch die Verwaltung in der Démonomanie Jean Bodins (1580) Tobias Bulang und Helge Perplies (Universität Heidelberg)

Diskussionsleitung: Markus A. Castor

13.00 Uhr
Mittagspause

14.30 Uhr
Magie bei Giordano Bruno
Linda Simonis (Universität Bochum)

15.15 Uhr
Effets à distance entre magie et science – L’image comme instrument du gouvernement et l’iconographie du château de Versailles
Markus Castor (DFK Paris)

16.30 Uhr
Akademie und Chaos 1650–1720: Die Kritik niederländischer Netzwerke
Jennifer Rabe (Universität Bern)

Diskussionsleitung: Kirsten Dickhaut

INFO:
Deutsches Forum für Kunstgeschichte
Centre allemand d’histoire de l’art Paris
Tel. +33 (0)1 42 60 67 82
Fax +33 (0)1 42 60 67 83
info@dfk-paris.org
www.dfk-paris.org

Das detaillierte Programm finden Sie auch hier: 
https://www.ilw.uni-stuttgart.de/abteilungen/romanische-literaturen-i-galloromanistik/dokumente/Karton-Magie-der-Dinge.FINAL_SCREEN.pdf

Source of description: Information from the provider

Fields of research

Literature and other forms of art, Literature and cultural studies, Literature of the Early modern period (14th and 15th century)
Lenkung ; Magie ; Politik

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Deutsches Forum für Kunstgeschichte (DFK)
Date of publication: 29.11.2019
Last edited: 29.11.2019