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Lecture: Die leise Arbeit des Todestriebs. Eine kleine Theoriegeschichte des Begehrens von 1968 bis zur Queer Theory

Beginning
26.02.2019
End
26.02.2019

Im 1972 erschienen Anti-Ödipus denken Gilles Deleuze und Félix Guattari Begehren als nomadisch mäandernde, transformative Kraft. Dieses Manifest der ›Philosophie des Begehrens‹ inspiriert Guy Hocqenghem, Vordenker der Queer Theory, der diese Idee aufgreift und das nomadische Verlangen in glamourösem, kriminellen Milieus beschreibt, die sich bürgerlichen Lebensläufen verwehren. Dieser queertheoretische Strang des Anti-Sozialen wird wiederum von Leo Bersani, Lee Edelman und Teresa de Lauretis aufgenommen und weitergesponnen, die Thanatos als transformative Kraft lesen. Während Deleuze und Guattari den Todestrieb als reaktionär ablehnen, mäandert ihr Begehrenskonzept und versöhnt sich dergestalt mit thanatologischen Arbeitsweisen. Im Vortrag werden diese theoriegeschichtlichen Bewegungen rund um den Todestrieb verfolgt.

Jule Govrin ist Philosophin, ihre Forschung situiert sich an der Schnittstelle von Politischer Theorie, Sozialphilosophie und Ästhetik. Sie hat an der FU Berlin und der Universität Paris VIII studiert und über die Theoriegeschichte von Begehren und Ökonomie promoviert. Aktuell arbeitet sie am Philosophischen Seminar der Europa-Universität Flensburg und untersucht das Verhältnis von Authentizität und Autorität  in der politischen Ideengeschichte der Moderne und Spätmoderne. Sie ist Autorin von Sex, Gott und Kapital. Houellebecqs Unterwerfung zwischen neoreaktionärer Rhetorik und postsäkularen Politiken (2016) und neben ihrer akademischen Arbeit journalistisch tätig, z.B. bei ZEIT Online.



Organized by

Wilhelm Brüggen (BIPP), Monika Englisch (BIPP) und Andreas Gehrlach (HU Berlin); eine Kooperation des BiPP (Berliner Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse), des kulturwissenschaflichen Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin und des ICI Berlin

Weitere Informationen:
www.forum-psychoanalytische-kulturwissenschaft.com



Die Vortragsreihe Psychoanalytische Kulturwissenschaft widmet sich dem Einfluss der Psychoanalyse auf die Kulturtheorien im Allgemeinen sowie besonders treffenden Anwendungen psychoanalytischen Verstehens auf aktuelle Phänomene. Die zentralen psychoanalytischen Konzepte Freuds und seiner Nachfolger sollen in einer offenen und schulenübergreifenden Sicht aufgegriffen werden, um sie auf kulturelle, politische, ökonomische Phänomene der Gegenwart anzuwenden. Wo die frühe Psychoanalyse sich mit der durch die viktorianisch-bürgerliche Zivilisation geprägten Familie auseinandersetzte, sind es heute soziale Verunsicherungen und Bedrohungen, extreme Formen von Individualisierung sowie neue digitale und technologische Kulturtechniken, die zunehmend in ihr Blickfeld geraten. Die Vortragsreihe will neue, kritische und innovative Lesarten der Psychoanalyse generieren und mit anderen geisteswissenschaftlichen und kulturkritischen Konzepten in Beziehung setzen.

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Fields of research

Gender Studies/Queer Studies, Literature and psychoanalysis/psychology
Todestrieb

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Date of publication: 20.02.2019
Last edited: 20.02.2019