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Entsicherte Tiefen. Abgründe, Hohlräume und Tiefenkräfte in Literatur und Ästhetik seit 1800

Beginning
26.05.2017
End
27.05.2017
Als eine der wichtigsten Metaphern der Kulturgeschichte ist die Tiefe eine hochambivalente Figur: Eng mit Konzepten von Erkenntnis, Substanz, Seele und emotionaler Echtheit verknüpft, ist sie zugleich Projektionsraum für das Dunkle, Irrationale und Bedrohliche. Sie verschränkt Sehnsüchte nach einem Sicherheit und Identität verbürgenden Grund oder Schutzraum mit Ängsten vor unkontrollierbaren Unterwelten und Tiefenkräften. Die Tagung möchte die politisch-ästhetische Funktion der Abgründe, Höhlen und epistemischen Tiefen seit 1800 diskutieren und setzt hierzu zwei Akzente: Erstens erweitert sie den bislang dominierenden Blick auf individuierende Tiefenfiguren, auf Topographien des Subjekts und seiner Erfahrungsräume, durch einen Fokus auf gesellschaftliche und politische Fragestellungen – auf die Tiefe im Dienst sozialer Figurationen. Zweitens möchte sie angesichts anhaltender antimoderner und antidemokratischer Instrumentalisierungen der Tiefe gegen die Oberfläche den Blick auf gelungene Gegenprojekte lenken: Das Interesse gilt ästhetischen und philosophischen Bemühungen um eine rekodierte, aufgeklärte, für die politische und gesellschaftliche Moderne gerettete Tiefe (etwa bei Benjamin, Kracauer oder Broch) – einer erinnerungswürdigen Tradition.

Programm:

Freitag, 26.5.:
9.30-10.00
Dr. Elisabeth Großegger (Vizedirektorin IKT/ ÖAW):
Begrüßung
Prof. Dr. Dorothee Kimmich (Univ. Tübingen) & Dr. Sabine Müller (Univ. Wien):
Einleitung
10.00-11.30 – Keynote Lecture
Prof. em. Dr. Hartmut Böhme (HU Berlin):
Topographia inferiorum. – Praktiken und Phantasien des Unterweltlichen
11.30-12.00
Kaffeepause
12.00-13.00
Prof. Dr. Irmgard Männlein-Robert (Univ. Tübingen):
Surreale Tiefen oder religiöse und philosophische Höhlenwelten in der antiken Literatur
13.00-14.30
Mittagspause
14.30-15.30
Prof. em. Dr. Thomas Macho (IFK Wien/ HU Berlin):
Pascals Abgrund
15.30-16.30
Prof. Dr. Jörg Robert (Univ. Tübingen):
Mundus subterraneus – Schillers Ballade „Der Taucher“
16.30-17.00
Kaffeepause
17.00-18.00
Prof. Dr. Raimar Zons (Univ. Konstanz):
Tiefe – nicht Grund. Eine kurze Religionsgeschichte von Luther bis Kubrick

Samstag, 27.5.:
10.00-11.00
Prof. Dr. Hans-Georg von Arburg (Univ. Lausanne):
Haus Vaterland. Siegfried Kracauers Topodiagnostik der Moderne.
11.00-11.30
Kaffeepause
11.30-12.30
Dr. Sabine Müller (Univ. Wien):
Gerettete Tiefe 1930-1960. Das Projekt einer anderen literarischen Moderne
12.30-13.30
Prof. Dr. Roland Innerhofer (Univ. Wien):
Die Rettung der wahren Tiefe. Euthanasie und individueller Tod in Franz Werfels „Stern der Ungeborenen“.
13.30
Ende der Veranstaltung

Veranstalter:
Prof. Dr. Dorothee Kimmich (Deutsches Seminar der Universität Tübingen), Dr. Sabine Müller (Institut für Germanistik der Universität Wien) in Kooperation mit dem Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte (IKT) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), unterstützt vom FWF-Projekt „Kultivierte Latenz. Die andere Moderne in der österreichischen Literatur 1930-1960“ (Universität Wien).
dorothee.kimmich@uni-tuebingen.de
sabine.mueller@univie.ac.at

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Fields of research

Rhetorical figure (allegory, symbol, metaphor)
Die Tiefe

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Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte
Date of publication: 12.12.2018
Last edited: 12.12.2018