12. Studierendenkongress der Komparatistik: „Literatur & Zukunft“, Bergische Universität Wuppertal (28.02.2022)
Der Studierendenkongress der Komparatistik (SKK), der in seiner 12. Edition am 27. und am 28.05.2022 an der Bergischen Universität Wuppertal stattfinden wird, bietet einen Rahmen für deutsch- und englischsprachige Bachelor- und Master-Studierende sowie Promovierende, die in der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft ihren Studiums-, Arbeits- oder Interessensschwerpunkt haben. Weitere komparatistisch arbeitende Disziplinen sind selbstverständlich auch willkommen. Der Kongress soll durch die Vernetzung von Menschen aus unterschiedlichsten Universitäten und Fachrichtungen den wissenschaftlichen Austausch fördern und die Synergien zwischen ihnen fruchtbar machen.
Jeder SKK setzt sich zum Ziel, themenspezifische Untersuchungen der Literaturwissenschaft zu bündeln und sie miteinander in einen Dialog zu bringen. Nach den Themen ‚Freiheit‘, ‚Mythos‘, ‚Gewalt‘, ‚Wahnsinn‘, ‚Sexualität‘, ‚Traum‘, ‚Arbeit‘, ‚Ritual‘, ‚Transfer‘, ‚das Böse‘ und ‚Europa‘ widmet sich der diesjährige Kongress dem Spannungsfeld ‚Literatur und Zukunft‘. Diese Wahl begründet sich in der zeitlosen Vielfalt des Themenkomplexes bei gleichsam aktueller inter- und transdisziplinärer Anschlussfähigkeit.
Denkbare Themenansätze wären u. a.:
1) DIE ZUKUNFT IN DER LITERATUR
Das Nachdenken über Zukünftiges ist etwas genuin Menschliches. Wir verfügen über Uhren und Kalender, um die Zeit messbar zu machen. Wir konsultierten früher Orakel, heute die Wettervorhersage. Wir machen uns Vorsätze für das neue Jahr und zwingen uns selbst zu Diäten oder Fitnessprogrammen, damit wir im nächsten Sommer besser aussehen. Wir schließen Versicherungen gegen Schäden ab, die vielleicht nie entstehen werden. Wir freuen uns auf ein Date und fragen uns dabei ständig (und meist unterbewusst), ob unser Gegenüber wirklich die Person ist, mit der wir unsere Zeit verbringen möchten. Wir müssen bei Bewerbungsgesprächen die Frage beantworten, wo wir uns in zehn Jahren sehen. Wir bemühen uns als Menschheit, die Folgen des Klimawandels in Zukunft zu minimieren. Wir sehnen uns nach dem Ende der Covid-19-Pandemie.
Literatur kann dieses Nachdenken, diese Vorfreude, diese Sorgen materialisieren und thematisieren. Im SKK soll insbesondere diskutiert werden: Was für Zukunftsentwürfe imaginiert Literatur? Welche Gattungen bzw. Genres können identifiziert werden? Einige Beispiele wären Utopien und Dystopien, deren Zukunftsvisionen sich auf soziale Aspekte konzentrieren, und Science-Fiction, bei der wissenschaftlich-technische Entwicklungen im Mittelpunkt stehen. Unter welche Kategorie fallen literarische Spekulationen über Klimakatastrophen- oder Pandemieszenarien? Trotz der Aktualität dieser Themen lässt sich aber feststellen: das Interesse für die Zukunft ist kein neues Phänomen, denn das kann bereits in der Antike nachgewiesen werden, etwa in der griechischen und römischen Welt bei Weissagungen und in Heiligen Schriften, in denen Propheten und die Offenbarung zu Worte kommen. Inwiefern unterscheiden und überlappen sich diese Kategorien?
Wie wird Zukunft überhaupt konstruiert? Welche Rolle spielen dabei die Vergangenheit und die Gegenwart? Insbesondere die Gedächtnisforschung hat erkannt: Erinnerungen sind keine Rekonstruktionen von Vergangenheit, sondern perspektivische (Neu-)Konstruktionen, die gegenwärtige Wünsche und Bedürfnisse erfüllen und die stets auf die Zukunft blicken. Kann dieser Ansatz für die Literaturwissenschaft übernommen werden, in der Annahme, dass ein Diskurs über die Zukunft nichts anderes sei als ein Diskurs über die Gegenwart? Wie selektiert Literatur über die Zukunft ihre Inhalte? Welche Zukunftsvisionen werden erinnert, d. h. kanonisiert, welche nicht?
2) DIE ZUKUNFT DER LITERATUR
Zugleich beschäftigt uns die Zukunft der Literatur selbst, ihre Möglichkeiten, Chancen, Formen und Themenfelder. Ganz gleich, ob es sich hierbei um neue Forschungsfelder, Medien oder Konzepte von Literaturproduktion handelt.
Bereits jetzt erleben wir die „Literatur der Zukunft“ etwa auf Twitter und Wikipedia. Und wir sehen die Vor- und Nachteile dieser spannenden Entwicklungen, an deren Anfang wir erst stehen. Literatur kann sich heute nicht nur inhaltlich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen, sie kann auch von einer KI erschaffen werden; der Mensch hat seinen Sonderstatus als Wesen, das Fiktion schafft, hier eingebüßt. Gleichzeitig wird Literatur stetig diverser und unüberschaubarer: Das Internet und seine zahlreichen Plattformen bilden einen unendlichen Raum der Fixierung und ständigen Überarbeitung von Text(en). Der Hypertext bestimmt unser Lernen und Denken; zeitgleich öffnet sich der Literaturbetrieb. Im Digitalen kann jede:r zur:m Autor:in werden. Ob im Blog, in Kommentarspalten oder im sozialen Netzwerk, dem individuellen Ausdruckswunsch sind kaum noch Grenzen gesetzt.
Dieser Trend spiegelt sich in der Erweiterung der Forschung. Können wir nach wie vor davon ausgehen, dass die dezidierte Aufarbeitung dieser mannigfachen Entwicklungen, die sich in beschleunigter Weise vor uns abspielen, überhaupt noch theoretisch aufgearbeitet werden können? In Begriffen wie ‚Weltliteratur‘ oder der Revision klassischer Konzepte von ‚Autorschaft‘ zeigt sich der Anspruch eines Schritthaltens mit der modernen Entwicklung im Bereich der Literatur(-wissenschaft). Die Digital Humanities sowie die Game Studies entwickeln Methoden und Systeme, um den sich wandelnden Konzepten in und um Literatur gerecht zu werden. Hierbei handelt es sich nicht nur um den Versuch einer nachträglichen Aufarbeitung, sondern um potentielle Gestaltungsformen eines zukünftigen Literaturbetriebs sowie eines Umgangs mit Literatur und der mit ihr im Zusammenhang stehenden traditionellen Begriffe.
Welche Forschungsfelder ergeben sich angesichts der gegenwärtigen und zukünftigen Medienvielfalt? Wo beginnt, und wo endet die Zuständigkeit der Literatur(-wissenschaft)? Welche Problematiken und Chancen verbinden sich mit einer Neukonzeption des Literaturbegriffs?
Wer Interesse hat, am Kongress teilzunehmen, kann sich in einer von drei Formen beteiligen:
1) Vortrag: 20 Minuten Redezeit mit anschließender 10-minütiger Diskussion
2) Poster: Ausstellung (ohne Vortrag) eines DIN-A0-Posters über eigene Arbeitsfelder
3) interaktiver Workshop: 45 Minuten
Bewerber:innen senden bitte bis 28.02.2022 Folgendes an skk2022.buw@gmail.com (auch erreichbar über die Tagungshomepage: https://skk-buw-22.jimdosite.com/):
- vorläufiger Titel des Beitrags
- ein ca. 300 Wörter umfassendes Abstract (maximal eine Seite in Times New Roman, Schriftgröße 12 mit 1,5-fachem Zeilenabstand) mit Auswahlbibliographie
- Kurzvorstellung
Für Teilnehmer:innen mit weiter Anreise steht ein Stipendiumsbudget zur Verfügung: Bei Bedarf bitte bei der Bewerbung einen ungefähren Kostenvoranschlag angeben. Übernachtungskosten können nicht übernommen werden, es werden jedoch Informationen über private Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.
Für Rückfragen stehen wir unter der oben angegebenen E-Mail-Adresse gerne zur Verfügung.
Das SKK-Organisationsteam der Bergischen Universität Wuppertal