Wintervortragsreihe 2020/21 „(Post-)Koloniale Welten: Umschreiben und Umkartieren hegemonialer Verhältnisse“
Koloniale Verhältnisse und ihre postkolonialen Folgen prägen seit der Frühen Neuzeit die Welt und finden angesichts von Widerstandsbewegungen wie Black Lives Matter und Denkmalstürzen aktuell vermehrt mediale Aufmerksamkeit. Dabei gerät die Notwendigkeit eines Umschreibens traditioneller hegemonialer Geschichtsschreibung und des Umkartierens kolonialer Geographien zunehmend in den Fokus.
Erhöhte Sensibilität für Gerechtigkeits- und Verteilungsfragen sowie die zunehmend kritische Reflexion von Geschichtsschreibung, literarischen und kartographischen Darstellungsweisen führen zu neuen Darstellungs- und Präsentationsformen bis hin zum Umbenennen von Plätzen, Straßen, historischen Ereignissen und dem Umschreiben von literarischen Mythen. Die Erkenntnis, dass das Erbe des Kolonialismus bis heute Krieg, Hunger, Armut und Ausbeutung schafft und internationale Flüchtlingsbewegungen auslöst, führt zu einem Infragestellen vorhandener Machtverhältnisse und zum Ruf nach neuen, gerechteren Sicht- und Handlungsweisen.
Mit Vorträgen zum Erbe der Sklaverei in England, zu Black Lives Matter, zur postkolonialen Literatur Siziliens, zu Widerstandsbewegungen indigener Bevölkerung Südamerikas und zu NGOs in Afrika und anderem mehr bietet die diesjährige Ringvorlesung einen interdisziplinären Überblick über koloniale und postkoloniale globale Zusammenhänge.
Die Veranstaltung wird immer abwechselnd mittwochs und donnerstags, beginnend am 12.11., virtuell stattfinden. Die Möglichkeit zur Anmeldung und nähere Informationen finden sich unter: www.ku.de/wintervortragsreihe
Organisiert wird die Reihe von Prof. Dr. Isabelle Stauffer, Dr. Corinna Dziudzia, Dr. Simon Goebel, Dr. Sergej Gordon, Christiane Hoth, Dr. Katharina List, Dr. Gerhard Rainer und Nicole Anna Schneider.
Die Reihe wird gefördert von der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät, vom ZILAS, vom Zentrum Flucht- und Migration, von Mensch in Bewegung und der Initiative Innovative Hochschule, von der Eichstätter Universitätsstiftung, von der Eichstätter Universitätsgesellschaft, der Maximilian-Bickhoff-Universitätsstiftung und der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Eichstätt.
Programm:
12.11.2020
Dr. Nicole Hirschfelder (Eberhard Karls Universität Tübingen)
Die Präsenz der Vergangenheit: der Einfluss (post-)kolonialer Strukturen auf die Bürgerrechtsbewegung und Black Lives Matter
18.11.2020
Dr. Johanna Leinius (Universität Kassel)
Das Leben verteidigen: Die Verhandlung von Naturbeziehungen im Widerstand gegen extraktive Projekte in Peru
26.11.2020
Prof. Dr. Steffen Schneider (Universität Graz)
Zwischen Postkolonialismus und Mediterranitätsdiskurs: Zur sizilianischen Literatur der Gegenwart
02.12.2020
Prof. Dr. Kirsten Mahlke (Universität Konstanz)
Eine koloniale Gegenrede: Guaman Poma de Ayalas Entwurf der Welt-Geschichte (Lima, 1615)
16.12.2020
Dr. Sarah Albiez-Wieck (Universität zu Köln)
Aushandlung (post-)kolonialer Klassifikationen und Hierarchien. Calidad, Steuern und Migration in Mexiko und Peru vor und nach der Unabhängigkeit
07.01.2020
Prof. Dr. Melanie Rohner (Universität Bern)
Barbaren in Argentinien. Borges, Sarmiento und die Geschichtsphilosophie der europäischen Aufklärung
13.01.2020
AG Kritische Geographien globaler Ungleichheiten (Universität Hamburg)
Bridging knowledges: ein Dialog über die (Un-)Möglichkeit hegemoniale Strukturen zu überwinden
21.01.2020
Prof. Dr. Elahe Haschemi Yekani (Humboldt-Universität zu Berlin)
Enslavement in British Memorial Culture: Between Nostalgia and Toppled Monuments
27.01.2020
Dr. Sören Weißermel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
Kolonialität der Macht - Die Ribeirinho-Bevölkerung und ihr Kampf um epistemische
Gerechtigkeit im Kontext des Wasserkraftwerks Belo Monte (Brasilien)
04.02.2021
Prof. Dr. Tanja Kleibl (Hochschule f. ang. Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt)
Postkoloniale Zivilgesellschaft in Mosambik: NGOs, Religion, Politik und Hexerei