Verschiedenes (Sommerschulen u. a.)

Summerschool "Institutionen"

Beginn
13.07.2019
Ende
17.07.2019

Die Frage nach der Bedeutung von Institutionen muss die Frage nach den Zusammenhängen von Wissensordnungen in den Wissenschaften und Künsten stets begleiten, wenn das Ziel in der Erforschung der Formung und der beständigen Wandelbarkeit epistemischer Strukturen liegt. Versteht man Institutionen als „vergleichsweise stabile, dauerhaft aufeinander bezogene Verhaltensmuster, die in einer sozialen Gruppe wichtigen Bedürfnissen dienen und daher für legitim gehalten und mit sozialen Sanktionen durchgesetzt werden“ (Röhl 1987), wird offensichtlich, inwieweit auch geisteswissenschaftliche Forschungsansätze sich mit einer aus den Sozialwissenschaften herrührenden Theorie der Institutionen auseinandersetzen müssen. Kulturwissenschaftliche, wissenschafts- und wissensgeschichtlich orientierte Forschungsprojekte beschäftigen sich schon seit längerem mit den verschiedenen Formen institutioneller Organisationen und wie diese im Verhältnis zur Produktion, Präsentation und Distribution von unterschiedlichsten Wissensordnungen betrachtet werden können. Aus jeweils unterschiedlichen Disziplinen und Perspektiven galt seither die Aufmerksamkeit u.a. sehr konkreten Einrichtungen wie der Klinik, der Schule und dem Gefängnis (Foucault), dem Labor (Rheinberger) oder Institutionen des Rechts (Latour), um nur einige sehr bekannte Beispiele zu nennen. Auch neuere erzähltheoretische Ansätze interessieren sich für „kulturprägende Narrative als Institutionen“ (Koschorke).
Als Orientierungshilfe für das Erkenntnisinteresse der diesjährigen Summerschool des Thematischen Netzwerks „Literatur – Wissen – Medien“ kann folgende These fungieren: Institutionen lassen sich beschreiben als das „ganze Feld menschlicher Leistungen, die im Zusammenspiel von instrumentellem und ideenschaffendem Verhalten hervorgebracht werden: vom Werkzeuggebrauch über gesellschaftlich-politische Gebilde bis zu
Ausdrucksformen in der Kunst und Sprache“; durch sie wird eine Vielzahl von „Verhaltens-, Handlungs- und Denkmuster[n]“ (Prechtl/Burkard 2008) konstruiert und auf Dauer gestellt. Davon ausgehend zielt die Veranstaltung auf zweierlei ab. Erstens soll der Aspekt der institutionellen Determiniertheit im Zusammenhang von kulturellen Praktiken der Bedeutung erörtert werden. Zweitens rücken Prozesse der Institutionalisierung über eben diese Praktiken und ihre sozialen und sprachlichen Akte in den Blick.

Die Summerschool findet statt an der Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für deutsche Literatur, Dorotheenstraße 24, 10117 Berlin, Raum 1.301.

Um Anmeldung wird gebeten unter wiehklau@hu-berlin.de

Samstag 13.7.  

13:00-13:30       Eröffnung/Begrüßung

13:30-15:00       Reading mit Ulrike Vedder/Klaus Wiehl (HU): Institution Museum

15:30-16:30       Stefan Willer (HU): Institutionalisierungen des Selbst

16:30-17:15       Jonas Mirbeth (HU): Nord-Süd-Beziehungen. Französische Theorien und deren Verlagspolitik

17.30-19.00       Gespräch mit Tom Bresemann (Lettrétage Berlin)

                

Montag 15.7.  

10.00-11.30          Reading mit Ethel Matala de Mazza (HU): Institutionentheorie

11.45-13.00          Steffen Martus (HU): Das Verstehen der Institution. Literaturwissenschaftliches Interpretieren im Kontext

14.30-15.15          Masetto Bonitz (HU)/William Stewart (Princeton): Versuche und Konflikte der Hochschule für Gestaltung Ulm als   Institution. Demokratisierungsanspruch in Experiment und Widerstand mit besonderem Bezug zu Max Bense und der Abteilung Information

15:15-16:00         Katharina Kreuzpaintner (HU): Von Expansion bis Kahlschlag. Arbeitsverhältnisse in der (Freiburger) Germanistik (1960-1990)

16:30-17:30       Veronika Thanner (Leibniz-Gemeinschaft): Forschungspolitische Institutionen

17:30-18:30       Chenxi Tang (UC Berkeley): Institutionelle Poetik der Fakten

  

Dienstag 16.07.              

10.00-11.30       Reading mit Hans Jürgen Scheuer/Jenny Körber (HU): Rabenväter. Die kleinen Gesten der Institutionenbildung im Spiegel der Eremitenlegenden und im Kontext ihrer monastischen und (gegen-)reformatorischen Lektüre

11.45-13.15       Racha Kirakosian (Harvard): Katharina von Württemberg (1441–1497) und die prämonstratensischen Doppelklöster Oberschwabens

14.30-15.15       Hans Pech (Harvard): Gotteserfahrung als Institution? Mystisches Schreiben im Spannungsfeld von auctoritas und Auserwähltheit bei Rulman Merswin

15:15-16:00       Insa Braun (HU): (Anti-)Institutionalisiertes Sprechen in Frankfurter Poetikvorlesungen

16:30-17:30       Dennis Schep: Para-Academic Heterotopia

             

Mittwoch 17.07.

10.00-11.30        Reading mit Burkhardt Wolf (HU): Heimrad Bäcker: Institutionen des Genozids

11.45-13.00        Paul Fleming (Cornell): Institution der letzten Worte

14.30-15.15         Felix Knode (Göttingen): Bürokratie und Sadismus. Zur Perversität bürokratischer Verfahrensweisen in Albert Drachs Das große Protokoll Zwetschkenbaum.

15:15-16:00       Elias Zimmermann (Bern): Der postmoderne Institutionenroman. Zum Beispiel Günther Grass und Hermann Burger

16:30-17:15       Anat Benzvi (Princeton): A Bad Tool for Coherence. Robert Musil‘s Mann ohne Eigenschaften

17:15-18:00       Simon Schoch (NYU): Lungenheil und Schattenexistenz – Die Kälte, die Krankheit, die Institution

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Literatur und Medienwissenschaften
Wissenschaftstheorie ; Wissenschaftsgeschichte ; Institutionentheorie

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Datum der Veröffentlichung: 05.07.2019
Letzte Änderung: 05.07.2019