Konferenzen, Tagungen

Sketches of Black Europe. Imagining Europe/ans in African and African Diasporic Narratives (Blankensee-Colloquium)

Beginn
23.03.2022
Ende
25.03.2022

Die literarischen Bilder und kreativen ›Aneignungen‹ von Europa und den Europäer*innen, die sich in literarischen Texten von Menschen aus Afrika oder der afrikanischen Diaspora finden, variieren stark. Sie unterscheiden sich in Bezug auf Geschlecht, Klasse, Religion, sexuelle Orientierung oder Art der Beziehung zu Europa ebenso wie in Hinblick auf die unterschiedlichen roots (afrikanisch, afroamerikanisch, afrokaribisch, afroeuropäisch, ...), routes (mit dem Flugzeug oder als Bootsmigrant*in über das Mittelmeer) und europäischen Zielorte (Paris oder Lampedusa oder das schwedische Rinkeby) ihrer Verfasser*innen oder Protagonist*innen. Eine erste Reaktion auf diese Heterogenität könnte darin bestehen, die Kategorien ›afrikanisch‹, ›afrodiasporisch‹ und ›europäisch‹ als zu unspezifisch abzutun.

Das Colloquium zielt jedoch darauf ab, die Vorteile wie auch Grenzen eines transnationalen, vergleichenden und inklusiven Rahmens für die Untersuchung Schwarzer literarischer Imaginationen Europas auszuloten:

Erstens haben die in unterschiedlichen Sprachen und von Schwarzen Autor*innen verschiedener Herkünfte verfassten Texte gemeinsam, dass sie in ein komplexes Regime von Blicken eingebettet sind. Sie werden von den Autor*innen als Umkehrungen des (ehemals) kolonialen Blicks auf das (ehemals) kolonisierte Subjekt konzipiert oder aber durch ihre Leser*innen so wahrgenommen.

Zweitens hat unsere transnationale Perspektive eine lange, aber vor allem in europäischen Forschungszusammenhängen nur wenig reflektierte Tradition. Panafrikanische und afrodiasporische Ansätze existieren seit dem frühen 20. Jahrhundert und haben ›inklusive‹ Begriffe wie »Black Atlantic« (Gilroy), »Afropea« (Byrne/Daulne) oder »world black literature« (Dixon) hervorgebracht. Das Potential dieser Begriffe besteht u.a. in ihrer Fähigkeit zur Artikulation geteilter Erfahrungen von Rassismus, ihrem Beitrag zur Stärkung des politischen Bewusstseins marginalisierter diasporischer Gemeinschaften, sowie ihrem Nutzen für die Sichtbarmachung des transkulturellen und intertextuellen Charakters afrikanischer und afrodiasporischer Kultur.

Drittens gehen wir davon aus, dass sich der Fokus auf transnationale, Europa als Ganzes betreffende Aspekte als fruchtbarer Ausgangspunkt für den notwendigen, aber bisher vernachlässigten interdisziplinären Dialog zwischen dem neuen Feld der African European Studies und der europäischen Komparatistik erweisen wird. Diese beiden Forschungsdisziplinen können einander bei der wissenschaftlichen Untersuchung afrikanischer und afrodiasporischer Literatur mit Europa-Bezug produktiv ergänzen und gemeinsam eine Perspektive entwickeln, die die imaginativen und ästhetischen ebenso wie die politischen, sozialen und historischen Besonderheiten und Funktionen Schwarzer Literatur angemessen berücksichtigt.

Das Colloquium findet unter Einhaltung der 2G+-Regelung am ZfL statt. Das Platzkontingent ist begrenzt, wir bitten um vorherige Anmeldung an anmeldung@zfl-berlin.org.

Das Colloquium kann auch im Livestream via Zoom verfolgt werden. Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung hier.

Gefördert durch das Wissenschaftskolleg zu Berlin.

 

Programm


Mittwoch, 23.3.2022

13.00–13.30
Eröffnung, Einführung

13.30–15.00
Transnational Literary Entanglements and the Legacies of Colonialism

Moderation: Matthias Schwartz (ZfL)

  • Gesine Drews-Sylla (Julius-Maximilians-Universität Würzburg): The Russian Empire Through African Eyes and the Palimpsest of Colonialisms: Silimu bin Abakari’s Travelogue to Germany, Russia, and Siberia (1896/1901)
  • Margriet van der Waal (Universität Groningen): »A letter to Jan van Riebeeck«: Contemporary (Afrikaans) Poets in Conversation about Europe and the Legacies of Colonialism

15.30–17.00
Growing Up Black and Swedish/Czech: Narrating the Racial Regimes of Supposedly Raceless European Countries

Moderation: Anne Potjans (HU Berlin)

  • Dobrota Pucherova (Slowakische Akademie der Wissenschaften, Institut für Weltliteratur): Growing up Afro-Czech during the Cold War: Tomáš Zmeškal and Obonete S. Ubam
  • Monica L. Miller (Barnard College): »On paper, we are parentheses into which someone else has placed us«: Black Swedish Memoir and the Rhizomatics of Race

17.30–19.00
»Laughing, Singing, Shouting« – Performing Black Agency in Diasporic Spaces

Moderation: Martin Lüthe (FU Berlin)

  • Uhuru Portia Phalafala (Universität Stellenbosch): Listening to Apartheid-Era Fugitive South African Black Arts in Sweden
  • Nick Jones (University of California, Davis): Staging Habla de Negros: Radical Performances of the African Diaspora in Early Modern Spain

Donnerstag, 24.3.2022

9.45–13.45

  • Stadtspaziergang »The African Quarter in Berlin« und Mittagessen im Restaurant »Salone Market« (Tourguide: Henning Marcard, Start: U6 Seestraße)

14.30–16.30
Reversing ›The Gaze‹, Reconstituting Knowledges and Space
Moderation: Andreas Lipowsky (ZfL)

  • Peter Simatei (Moi University): »The Prison from which Europeans Speak«: Sketches of Europe in Caryl Phillips’ Essays
  • Gianna Zocco (ZfL): Of European Tribes and Strangers in the Village. Ethnographic Gazes and Intertextual Relations in African Diasporic Texts
  • Jeannette Oholi (Justus-Liebig-Universität Gießen): Imagining Afropean Futures: A Comparative Literary Perspective

17.00–18.30
Transatlantic Connections: Historical Continuities and Personal Disruptions
Moderation: Stefani Engelstein (ZfL/Duke University)

  • Deborah Nyangulu (Universität Münster): From a Colonial Memoir to Avengers: Infinity War: Historical Continuities of Racial Anxieties and Ecological Apocalypse
  • Laila Amine (University of Wisconsin-Madison): Between Cosmopolitan and Native Son: Richard Wright’s Return to Chicago

Freitag, 25.3.2022

10.30–12.00
Migratory Routes to Western European Peripheries
Moderation: Elisabeth Bekers (Vrije Universiteit Brussel)

  • Alessandra di Maio (Universität Palermo): Migrations/Migrazioni: Lyrics and Images across the Black Mediterranean
  • Sandra Folie (Universität Wien): The White Continent of Night. Re-Imagining Europe in the Fictional New Slave Narratives On Black Sisters’ Street and Joy

13.00–15.00
Runder Tisch: »Imagining Europe/ans? African and African Diasporic Perspectives«
Moderation: Sandra Folie (Universität Wien), Gianna Zocco (ZfL)

  • Deborah Nyangulu (Universität Münster): Europe: Under the African Gaze
  • Elisabeth Bekers (Vrije Universiteit Brussel): Digging Out the Forgotten: Europe’s Black History in Contemporary Black British Women’s Literature
  • Susan Arndt (Universität Bayreuth): The Longevity of Whiteness and Its Racism
  • Peter Simatei (Moi University, Eldoret): Unsettling and Reconstituting ›European Knowledge‹

15.00

  • Abschluss und Spaziergang zum W.E.B. Du Bois Denkmal an der Humboldt Universität Berlin
Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literaturgeschichtsschreibung (Geschichte; Theorie), Postkoloniale Literaturtheorie, World Literature/Weltliteratur, Literatur und andere Künste, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Literatur des 19. Jahrhunderts, Literatur des 20. Jahrhunderts, Literatur des 21. Jahrhunderts

Links

Ansprechpartner

Dr. Gianna Zocco
Dr. Sandra Folie

Einrichtungen

Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL)
Universität Wien

Adressen

Schützenstraße 18
10117 Berlin
Deutschland
Beitrag von: Georgia Lummert
Datum der Veröffentlichung: 17.03.2022
Letzte Änderung: 17.03.2022