Konferenzen, Tagungen

Literarische Glokalisierung / Glocalisation littéraire / Literary Glocalization (online-only via ZOOM)

Beginn
19.11.2020
Ende
23.04.2021

Der Begriff der Glokalisierung wurde vor rund dreißig Jahren in der Soziologie und in der Ökonomie eingeführt, um die wechselseitige Verbindung globaler Finanztransaktionen und Steuerungsprozesse mit lokalen Produktions- und Distributionsstrukturen zu beschreiben. Der Begriff zielte und zielt auf eine Kritik an einem Verständnis von Globalisierung, in dem die Bezüge zu den lokalen Grundlagen und Auswirkungen ausgeblendet werden. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist Microtargeting die Antwort auf die möglichen Schwächen einer solchen Ausblendung.

Mit dem Slogan „Think globally, act locally“ – oder derweiterverbreiteten merkwürdigen Kurzform „Think global, act local“ – wurde dagegen bereits seit den 1970er-Jahren eine Kritik an einer rein ökonomischen Sicht auf das Verhältnis von lokalen Handlungsräumen und globalen Wirkungszusammenhängen formuliert. Abhängig von der jeweiligen Begriffspolitik verbinden sich inzwischen mit dem Begriff der Glokalisierung sehr unterschiedliche Prägungen und Schattierungen.

An der SGAVL-Jahrestagung dient der Begriff der Glokalisierung in allererster Linie dazu, das Feld möglicher Bezüge zwischen lokal oder regional verankerten Produktions-, Distributions-, Reflexions-, Habitualisierungs- und Rezep- tionsprozessen und den globalen oder zumindest überregionalen Prägungen- und Vernetzungen dieser Prozesse zu beschreiben: und zwar mit Blick auf die Literatur. Drei Gesichtspunkte lassen sich dabei unterscheiden.

1) Kommunikationssoziologischer und -technischer Gesichtspunkt: Wie zirkuliert Literatur auf translokalen bzw. globalen Kommunikationswegen zwischen lokalen Produktions- und Rezeptionsorten? 2) Poetologischer Gesichts- punkt: Wie wird in der Literatur das Verhältnis zwischen lokalen Bezügen und translokalen bzw. globaler Vernetzung reflektiert? 3) Literaturtheoretischer Gesichtspunkt: Eignet sich Literatur besonders zur Reflexion solcher Bezüge (auch jenseits der Literatur)?

Die Motivation zum Thema dieser Tagung liegt darin, dass die komparatistische Forschung sich zwar ausführlich und kritisch mit dem Begriff der Weltliteratur auseinandergesetzt hat, die möglichen Bezüge zwischen der Welt – oder dem Globus, der Erde, dem Planeten – und den lokalen und regionalen Besonderheiten, nicht zuletzt den sprachlichen Besonderheiten, weitgehend ungeklärt geblieben sind. Da die Literatur aufgrund ihrer Medialität immer sowohl auf konkrete lokale Produktions- und Rezeptionsorte angewiesen ist, um sich formieren und reformieren zu können, und zugleich diese Orte hinter sich lassen muss, um für eine potentielle Vielzahl von Leserinnen und Lesern relevant werden zu können, dürfte sich die Literatur – so die These, die an der Jahrestagung diskutiert werden wird – besonders dazu eignen, von sich aus einen Beitrag zur aktuellen Weltliteratur-, aber auch zur Globalisierungs- bzw. Glokalisierungsdebatte zu leisten.

Organisation: Philippe P. Haensler, Stefanie Heine, Sandro Zanetti

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literaturtheorie, World Literature/Weltliteratur, Poetik
Glokalisierung

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Universität Zürich (Uzh)
Schweizerische Gesellschaft für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft (SGAVL)

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Schweizerische Gesellschaft für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft (SGAVL)
Datum der Veröffentlichung: 06.11.2020
Letzte Änderung: 06.11.2020