Konferenzen, Tagungen

Entscheidung zur Heiligkeit. Autonomie und Providenz im legendarischen Erzählen vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Beginn
23.09.2020
Ende
25.09.2020

Entscheidung zur Heiligkeit?

Autonomie und Providenz im legendarischen Erzählen

vom Mittelalter bis zur Gegenwart

 

Ort: Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Karlstraße 4, 69117 Heidelberg

Veranstalter: WIN-Projekt „Heiligenleben. Erzählte Heiligkeit zwischen Individualentscheidung und kollektiver Anerkennung“ (Projektleitung: Daniela Blum, Nicolas Detering, Marie Gunreben, Beatrice von Lüpke)

Kontakt: daniela.blum@uni-tuebingen.de

Heiligkeit wird bisweilen als eine dem menschlichen Zugriff enthobene, transzendent bewirkte Qualität verstanden, die sich metahistorisch und transkulturell definieren lässt. Die Behauptung von Heiligkeit bedarf aber der narrativen Plausibilisierung, wenn nicht sogar der gemeinschaftlichen Anerkennung. Heiligkeit steht damit am Ende eines diskursiven Prozesses, der den historisch spezifischen Usancen legendarischen Erzählens verhaftet ist. Im Rahmen einer interphilologischen, interdisziplinären Tagung sollen die textuellen Strategien und kontextuellen Bedingungen der Legendarik in einer weiten historischen Perspektive diskutiert werden. Dabei wird es zum einen um den Konflikt zwischen individueller Willensfreiheit und providenzieller Steuerung gehen, der als produktives Problem den Kern des legendarischen Erzählens bildet. Zum anderen soll die Bedeutung von Kollektiven für die Produktion und Rezeption von Legenden sowie für die Etablierung und Anerkennung von Heiligkeit in den Blick genommen werden. Dieser Trias von Individualität, Kollektivität und Transzendenz werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Mediävistik, der neueren Literatur- und der Geschichtswissenschaft anhand von Texten vom Mittelalter bis in die Gegenwart nachgehen.

 

Programm

Mittwoch, 23.9.20

14.00-14.10: Begrüßung und organisatorische Einführung (Beatrice von Lüpke)

14.10-14.30: Inhaltliche Einführung (Nicolas Detering, Marie Gunreben)

 

Figur und Handlungsmacht

14.30-15.15: Heiligkeit ohne Vorbild? Zu einigen ,Grenzfällenʻ unter den Heiligen (Andreas Hammer)

15.15-16.00: Zweifellos heilig? Zu Entscheidungen und Eingebungen in Bearbeitungen der Gregorius-Legende (Susanne Spreckelmeier)

16.30-17.15: Gesammelte Heiligkeiten. Religiöse Leitbilder und Sammlungsprinzipien in ziesterziensischen Legendaren des Hoch- und Spätmittelalters (Andreas Bihrer, Julia Weitbrecht)

17.15-18.00: Paradoxien der Sündererzählung: Zu den Entscheidungen biblischer Sünder in deutschen Legenden des Spätmittelalters (Beatrice von Lüpke)

19.30-20.15: Antonius von Padua in Trás-os-Montes. Zur Geburt eines Heiligen in O Ornitólogo von João Pedro Rodrigues (Jörg Dünne)

 

Donnerstag, 24.9.2020

9.00-9.45: Der Kaiser wird zum Heiligen. Karl der Große als legendarische Figur zwischen Autonomie und Providenz (Johannes Traulsen)

9.45-10.30: Was, wenn der Tyrann gute Argumente hat? Dacians Entscheidung zur Unheiligkeit im Heiligen Georg Reinbots von Durne (Astrid Lembke)

11.00-11.45: Der Fels, die Kirche und die Maus. Die affektive und pädagogische Vereinnahmung des Heiligen im modernen Erzähltext (Tim Lörke)

 

Konfession und Politik

14.00–14.45: Apostolische Experten. Sakralisierung und Legitimation in der Frühen Neuzeit (Michael Neumann)

14.45–15.30: ‚Lachet nu und spottet getrost solcher auffgedeckten lügen‘. Kollektiv-Invektiven gegen das Heiligenleben (Antje Sablotny)

16.00–16.45:Zwischen humilitas und superbia. Überlegungen zur Autohagiographie im französischen 17. Jahrhundert (Marie Guthmüller)

16.45–17.30: Legendenbildung: Martin Mosebachs Die 21 im Spannungsfeld religiöser und politischer Instrumentalisierungen (Silke Horstkotte)

 

Freitag, 25.9.2020

Poetologien des Heiligen in der Moderne

9.00-9.45:  Entscheidung zur Heiligkeit? Friedrich Schillers Die Jungfrau von Orleans, die Ent- und die Repragmatisierung der Legende um 1800 (Ulrich Port)

9.45-10.30: „Elle voulut devenir une sainte.“ Legendarisches Erzählen bei Flaubert und Zola (Sabine Narr-Leute)

11.00-11.45: Die Legende im Zeichen des Realismus. Gattungsreflexionen in Conrad Ferdinand Meyers Der Heilige (Roland Spalinger)

11.45-12.30: Heilige Einzelne, heiliges Kollektiv? Louis Ginzbergs Legenden der Juden (1909-1938) (Johanna Nowotny)

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Erzähltheorie, Literatur und Theologie/Religionswissenschaften, Poetik, Literatur des Mittelalters (6.-13. Jh.), Literatur der Frühen Neuzeit (14. und 15. Jh.), Literatur des 16. Jahrhunderts, Literatur des 17. Jahrhunderts, Literatur des 18. Jahrhunderts, Literatur des 19. Jahrhunderts, Literatur des 20. Jahrhunderts, Literatur des 21. Jahrhunderts
Heiligkeit ; Mediävistik ; Legendarisches Erzählen

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Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Datum der Veröffentlichung: 14.09.2020
Letzte Änderung: 14.09.2020