Dissertation
Autor*in: Riccardo Schöfberger

Fest wie Wasser, flüssig wie Eisen. Männlichkeiten in der deutschsprachigen und italienischen Gegenwartsliteratur

Dt.: Welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten zeigen Werke der deutschsprachigen und der italienischen Literatur seit 1968 in der Darstellung von Männlichkeiten? In welche sozio­kulturellen Rahmenbedingungen sind diese Unterschiede und Ge­meinsamkeiten einzuschrei­ben, und wie sind sie anhand von Gender-Konzepten zu erklären? Das Dissertationsprojekt möchte eine komparatistische Analyse von literarischen Männlichkeitsoppositionen durch­führen und auf diese Weise einen Beitrag zur innovativen Einbettung der Männlichkeitsfor­schung in die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft leisten. Gegenstand der Unter­suchung ist da­bei vor allem die Polarität zwischen der flüssigen, anschmiegsamen und verfüh­rerischen Natur einzelner Männerfiguren und der festen, soliden und unbeugsamen Be­schaf­fenheit an­derer. Erkennbare Unterschiede zwischen dem deutschen und dem italieni­schen Kul­turraum können für die literaturwissenschaftliche Analyse aufgegriffen und kritisch reflek­tiert werden.

   Die Frage nach der Beziehung von 'flüssigen' und 'festen' Männlichkeiten zueinander und nach ihrem Verhältnis zu den weiblichen Figuren kann den relationalen Konstruktionscharak­ter von Männlichkeiten und somit die Relevanz mann-männlicher und mann-weiblicher Bezie­hungen in der Konstitution literarischer Männlichkeitsmuster in Anschlag bringen. In die­sem Zusammenhang sollen auch sich einer Heteronormativität entziehende Geschlechterarrange­ments be­trachtet werden, etwa durch die Auseinandersetzung mit der literarischen Darstel­lung von homosexuellen und Transgender-Männlichkeiten.

   Das Augenmerk der Dissertation ist primär auf die Text- und Kontextebene gerichtet, wobei konkrete literarische Figurenkonstellationen in ihrer narrativen und performativen Darstel­lung analysiert werden. Der Hintergrund des sozialen Kontextes spielt bei textanalytischen Fragen eine maßgebliche Rolle, da geschlechtliche Codierungen immer nur durch ihre Erschei­nung in soziokulturellen Geschlechterordnungen aussagekräftig werden. Dabei scheint es ziel­führend, auch diskurstheoretische und poststrukturalistische Perspektiven der Gender Studies sowie intertextuelle, kultursoziologische und mentalitätsgeschichtliche Ansätze geltend zu machen.

Engl.: Where are the differences and similarities between the representation of masculinities in works of German and Italian literature since 1968? Which socio-cultural conditions shape these differences and similarities? How might gender concepts explain them? This research project aims to contribute to the integration of men's studies into comparative literature, carrying out a comparative analysis of literary masculinities in considera­tion of current perspec­tives of gender studies. The purpose of the study is also to shed light on the opposition be­tween liquid, supple and seducing male characters and the solid, firm and stub­born nature of others. Differences between German and Italian cultures which are recogniza­ble from a men­tality-historical perspective will be also highlighted and critically re­flected upon for literary analysis.

   Relationships among 'liquid' and 'solid' masculinities as well as towards female characters should point out the significance of the relational construction of masculinity and its decisiveness in investigating literary masculinities patterns. Thereby, the study takes into considera­tion works of literature regarding different representations of non-heteronormative gender arrange­ments, such as gay, bisexual and transgender masculinities.

   This research project focuses primarily on the relationship between text and context, whereby it also examines narrative and performative representations of concrete constellations of characters. Because gender encodings only become meaningful through their occur­rence in socio-cultural relations, the social background plays a decisive role in such text-analytical questions. To this end it appears expedient to apply discourse-theoretical and constructivist approaches as well as intertextual, cultural-sociological and mentality-history perspectives.

      

Einrichtungen

Karl-Franzens-Universität Graz (KFUG)
Zentrum für Kulturwissenschaften
Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC)

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Italienische Literatur, Poststrukturalismus, Dekonstruktion, New Historicism, Feministische Literaturtheorie, Gender Studies/Queer Studies, Interdisziplinarität, Literatur und Psychoanalyse/Psychologie, Literatur und Soziologie, Literatur und Kulturwissenschaften/Cultural Studies, Literatur des 20. Jahrhunderts, Literatur des 21. Jahrhunderts
Beitrag von: Riccardo Schöfberger
Datum der Veröffentlichung: 08.07.2020
Letzte Änderung: 08.07.2020