Fest wie Wasser, flüssig wie Eisen. Männlichkeiten in der deutschsprachigen und italienischen Gegenwartsliteratur
Dt.: Welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten zeigen Werke der deutschsprachigen und der italienischen Literatur seit 1968 in der Darstellung von Männlichkeiten? In welche soziokulturellen Rahmenbedingungen sind diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten einzuschreiben, und wie sind sie anhand von Gender-Konzepten zu erklären? Das Dissertationsprojekt möchte eine komparatistische Analyse von literarischen Männlichkeitsoppositionen durchführen und auf diese Weise einen Beitrag zur innovativen Einbettung der Männlichkeitsforschung in die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft leisten. Gegenstand der Untersuchung ist dabei vor allem die Polarität zwischen der flüssigen, anschmiegsamen und verführerischen Natur einzelner Männerfiguren und der festen, soliden und unbeugsamen Beschaffenheit anderer. Erkennbare Unterschiede zwischen dem deutschen und dem italienischen Kulturraum können für die literaturwissenschaftliche Analyse aufgegriffen und kritisch reflektiert werden.
Die Frage nach der Beziehung von 'flüssigen' und 'festen' Männlichkeiten zueinander und nach ihrem Verhältnis zu den weiblichen Figuren kann den relationalen Konstruktionscharakter von Männlichkeiten und somit die Relevanz mann-männlicher und mann-weiblicher Beziehungen in der Konstitution literarischer Männlichkeitsmuster in Anschlag bringen. In diesem Zusammenhang sollen auch sich einer Heteronormativität entziehende Geschlechterarrangements betrachtet werden, etwa durch die Auseinandersetzung mit der literarischen Darstellung von homosexuellen und Transgender-Männlichkeiten.
Das Augenmerk der Dissertation ist primär auf die Text- und Kontextebene gerichtet, wobei konkrete literarische Figurenkonstellationen in ihrer narrativen und performativen Darstellung analysiert werden. Der Hintergrund des sozialen Kontextes spielt bei textanalytischen Fragen eine maßgebliche Rolle, da geschlechtliche Codierungen immer nur durch ihre Erscheinung in soziokulturellen Geschlechterordnungen aussagekräftig werden. Dabei scheint es zielführend, auch diskurstheoretische und poststrukturalistische Perspektiven der Gender Studies sowie intertextuelle, kultursoziologische und mentalitätsgeschichtliche Ansätze geltend zu machen.
Engl.: Where are the differences and similarities between the representation of masculinities in works of German and Italian literature since 1968? Which socio-cultural conditions shape these differences and similarities? How might gender concepts explain them? This research project aims to contribute to the integration of men's studies into comparative literature, carrying out a comparative analysis of literary masculinities in consideration of current perspectives of gender studies. The purpose of the study is also to shed light on the opposition between liquid, supple and seducing male characters and the solid, firm and stubborn nature of others. Differences between German and Italian cultures which are recognizable from a mentality-historical perspective will be also highlighted and critically reflected upon for literary analysis.
Relationships among 'liquid' and 'solid' masculinities as well as towards female characters should point out the significance of the relational construction of masculinity and its decisiveness in investigating literary masculinities patterns. Thereby, the study takes into consideration works of literature regarding different representations of non-heteronormative gender arrangements, such as gay, bisexual and transgender masculinities.
This research project focuses primarily on the relationship between text and context, whereby it also examines narrative and performative representations of concrete constellations of characters. Because gender encodings only become meaningful through their occurrence in socio-cultural relations, the social background plays a decisive role in such text-analytical questions. To this end it appears expedient to apply discourse-theoretical and constructivist approaches as well as intertextual, cultural-sociological and mentality-history perspectives.