CfP/CfA Veranstaltungen

Workshop zu Saša Stanišić – Neue Perspektiven auf Werk und Autor

Beginn
26.11.2021
Ende
27.11.2021
Deadline Abstract
20.05.2021

An der Bedeutung Saša Stanišićs für die deutschsprachige Literaturlandschaft ist kaum zu zweifeln: Gefeiert wird der Autor von Kritik wie Publikum gleichermaßen und die Liste seiner bisherigen Auszeichnungen und Preise ist beeindruckend – exemplarisch verwiesen sei auf den Deutschen Buchpreis, den Stanišić 2019 für seinen letzten Roman Herkunft erhielt und der ihn abermals auf die Bestsellerlisten katapultierte. Seine Texte haben Aufnahme in schulische Curricula gefunden, Universitäten laden den Autor zu Poetikdozenturen und auch die Literaturwissenschaft setzt sich mit Stanišićs Texten auseinander. Kurzum: Stanišić ist auf dem Weg in den Kanon – nicht ohne Grund erklärte jüngst die ZEIT den Autor zum „Klassiker von Morgen“ und nobilitierte ihn durch die Aufnahme in die gleichnamige Buchreihe.

Besondere Aufmerksamkeit erfuhren bisher der Migrationshintergrund des aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Autors, seine literarische Auseinandersetzung mit dem Bosnienkrieg sowie der sich anschließenden Fluchtbewegung der 1990er Jahre und damit die autobiografische bzw. autofiktionale Dimension seiner Texte. Eine ausschließliche Festlegung auf diesen – zweifellos zentralen – Kontext der interkulturellen bzw. Migrationsliteratur wird der Komplexität und Vielschichtigkeit seines Werks jedoch nicht gerecht, da zahlreiche weitere Facetten der Texte Stanišićs dabei unbeachtet bleiben: Neben der Verhandlung universeller Themen wie Genealogie, Familie, Freundschaft, Erinnerung, Gemeinschaft etc., knüpft das Œuvre an Traditionslinien der Weltliteratur an (verwiesen sei beispielsweise auf das Fortschreiben von Erzähltraditionen wie etwa der komischen Volksbücher oder des Schelmen- und Abenteuerromans; auf intertextuelle Bezugnahmen auf Autoren wie Schubart, Eichendorff oder Celan) und auch medial zeigt sich das Werk äußerst vielfältig: Neben Erzählungen und Romanen bespielt der Autor u.a. Formate wie Kolumnen, Essays, Hörspiele und Theaterstücke; zuletzt verfasste er ein Kinderbuch, das für den Autor charakteristische Themen (wie Abenteuer, Reisen und Freundschaft) und Erzählweisen (wie das Episodische und Surreale) für ein neues Publikum kleiner Leser*innen fortschreibt. 

 

Vor diesem Hintergrund erweist sich eine multiperspektivische Betrachtung von Werk und Autor als Desiderat, sind doch einige reizvoll erscheinende Themenfelder bisher nur am Rande in den Blick der Forschung gerückt. Exemplarisch verwiesen sei auf die Frage nach Genrezuordnungen (z.B. mit Blick auf Erzählmuster der Reiseliteratur oder des Familienromans in Herkunft), nach Intermedialität (z.B. im Fall der Adaption seines Debüts Wie der Soldat das Grammophon repariert für die Bühne) sowie textübergreifenden Schreibverfahren (wie die intertextuellen Bezugnahmen zwischen den Werken, der Einsatz von Komik bzw. Ironie sowie der Hang zum Enumerativen und Episodischen). Nahezu unbeachtet blieben weiterhin zahlreiche Kurzprosa-Texte des Autors, die vor seinem Romandebüt in Zeitschriften und Anthologien erschienen. Auch Stanišićs Werkpolitik, sein schriftstellerisches Selbstverständnis und seine Autorinszenierung insbesondere in den sozialen Medien stellen spannende, bisher wenig bearbeitete Themenfelder dar. 

 

Im Rahmen eines zweitägigen Vernetzungsworkshops, der interessierte Forscher*innen mit unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringt, soll erstmals ein Panoramablick über den Autor und sein Werk ermöglicht werden. An der Universität Mannheim – und damit in der Stadt, die Stanišić 2013 zum Stadtschreiber kürte und in nächster Nähe zu Heidelberg liegt, wo der Autor seine Jugend verbrachte und studierte – sollen bisherige Forschungsansätze aufgegriffen und ergänzt sowie thematisch vielfältige neue Fragestellungen formuliert werden. Vielversprechend erscheint beispielsweise u.a. eine Auseinandersetzung mit folgenden Themenfeldern:  

Textinterne Ansätze

  • Traditionslinien (Themen, Motive, Schreibweisen, Genrefragen)
  • Intertextualität / Intermedialität 
  • Biografie / Autofiktion
  • Topographien und Räume, geografische Zentren und Peripherien
  • Themen und Motive wie z. B. Schwellensituationen, Alltag & Ausnahmezustand, (Post-)Nationalität, Heimat, Geschlechterrollen, Kindheit, Adoleszenz, Reise, Aberglaube, (Volks-)mythologie 

 

Außertextuelle Ansätze

  • Rezeption (Literaturpreise, Kritik und Kanonisierung, Didaktisierung)
  • Werkpolitik (Schriftstellerische Inszenierungspraktiken, Autorschaft im digitalen Zeitalter)
  • Schreibszenen
  • Netzwerke  
  • Literatur und Engagement 

Auch andere Themenvorschläge sind überaus willkommen! 

Informationen zu Organisation und Ablauf

Der Workshop findet voraussichtlich am 26. und 27.11.2021 in Präsenz an der Universität Mannheim statt. Das Format fokussiert den Austausch und die Diskussion innerhalb einer kleineren Gruppe (ca. 10 Teilnehmer*innen). So sollen einerseits möglichst viele Perspektiven versammelt werden, dabei aber gleichzeitig genügend Gelegenheiten gegeben sein, um ausführlich miteinander ins Gespräch zu kommen. 

Ihr Abstract inkl. geplantem Vortragstitel (max. 350 Wörter) und einen Kurzlebenslauf (wissenschaftlicher Werdegang) senden Sie bitte als PDF bis zum 20.05.2021 an Katja Holweck (holweck@uni-mannheim.de) und Amelie Meister (meister@uni-mannheim.de).

 

Die Kosten für Reise und Unterbringung werden übernommen.

 

Kontaktdaten

Katja Holweck und Amelie Meister

Lehrstuhl für Neuere Germanistik II

Seminar für Deutsche Philologie

Universität Mannheim

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Literatur des 20. Jahrhunderts, Literatur des 21. Jahrhunderts
Saša Stanišić

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Ansprechpartner

Einrichtungen

Universität Mannheim

Adressen

Mannheim
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 12.04.2021
Letzte Änderung: 12.04.2021