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Körperbilder. Konstruktionen des (Geschlechts)Körpers in der neuesten deutschsprachigen Literatur (Studia Germanica Posnaniensia XLI)

Deadline Abstract
28.02.2021
Deadline Beitrag
15.05.2021

Call for Papers

Studia Germanica Posnaniensia XLI (2021)

(hrsg. von Marta Wimmer)

Körperbilder. Konstruktionen des (Geschlechts)Körpers in der neuesten deutschsprachigen Literatur

Seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert  lässt sich ein  neu erwachtes Interesse am Körper konstatieren. Die Zunahme an (geistes)wissenschaftlichen Publikationen, die den Körper mit all seinen gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutungen ins Zentrum wissenschaftlicher Analysen rücken, zeugt von einem regelrechten Body Turn. Die Auffassung von menschlicher Körperlichkeit entwickelt sich analog zu den gesellschaftlichen Veränderungen, zweifelsohne müssen Körper sowie Körpererfahrung als „ein integrierter Teil eines umfassenden dynamischen Prozesses“1 begriffen werden und sind einem stetigen Wandel unterlegen. So gesehen muss das Umdenken der gesellschaftlichen Ordnung das Umdenken des Körpers nach sich ziehen. Derzeit bewegt sich der wissenschaftliche Dialog um den Körper in einem komplexen Spannungsgefüge bei dem sich zwei Pole abzeichnen. Zum einen „gewinnen mediale Körperrepräsentationen durch Körperhandeln in transnationalen Bildkulturen eine zunehmende eigenständige wissenschaftlich-analytische Bedeutung“. „[Z]um anderen wird eine Gouvernementalisierung des Körpers, im Zeitalter von Biomacht und Spektakelgesellschaft als Teil widersprüchlicher Umwälzungsprozesse des Sozialen thematisiert.“2

Die intensive Diskussion über die neue Sichtbarkeit von Körpern bzw. körperlicher Differenz, die sich u.a. in den Disability-, Gender- und Queer Studies beobachten lässt, lenkt überdies die Aufmerksamkeit auf Macht- und Normierungsprozesse hinsichtlich des Körpers und lässt die Frage aufkommen, wie eine kulturelle Formung dessen erfolgt.3 Die Tatsache, dass der Körper von Menschen beschrieben und bewertet wird, legt nahe, dass dieser − trotz seiner Materialität − niemals natürlich gegeben, sondern sozial geschaffen und untrennbar an soziale Konventionen gebunden ist. Von dieser Prämisse ausgehend, strebt der geplante Band an, die Diversität der (Geschlechts)Körpermodelle, die die neueste deutschsprachige Literatur entwirft sowie ihre Bedeutungsfacetten zu analysieren. In Anlehnung an die These Bryan S. Turners, die westliche Gesellschaft sei eine „somatic  society“4 wird überdies versucht, den Körper als einen „diskursiv erzeugten Text“5 zu fokussieren. Das Augenmerk soll nicht ausschließlich auf den Körper als „fix[en] Ort unseres Fühlens und Denkens“6, sondern auf seine Figurationen und Praktiken gerichtet werden. Michel Foucault folgend kann ebenfalls nach der Notwendigkeit, Körper zu disziplinieren und als Subjektkörper hervorzubringen bzw. nach ihrem Potential, sich gegen die Regulierungsbewegungen aufzulehnen, gefragt werden. Überdies wird der Frage nachgegangen, wie sich „Diskurse in Körpern und als Körper materialisieren.“7

Folgende Aspekte könnten in Betracht gezogen werden; weitere Vorschläge sind willkommen:

  • Konstruktionen von Sexualitäts- und Geschlechtskonzepten
  • Darstellung antinormativer Geschlechtlichkeiten und Sexualitäten
  • Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit
  • Repräsentationen von körperlicher Differenz
  • Regulierung des Sexes als primäre Schnittstelle zwischen Individual- und Gesellschaftskörper
  • Individuelle und kulturelle Körperlichkeit
  • Körperpraktiken als Selbsttechnologien
  • Optimierungsmaßnahmen und Disziplinierung der Körpergestaltung (Überwachung und Kontrolle) 

Willkommen sind sowohl Beiträge zum einzelnen Werk, zum einzelnen Autor/zur einzelnen Autorin sowie zusammenfassende Darstellungen mehrerer Werke oder Tendenzen. Alle Interessierten werden gebeten, Themenvorschläge bis zum 28. Februar 2021 an mwimmer@amu.edu.pl zu senden.

Die Zeitschrift erscheint Anfang des Jahres 2022 in zweifacher Form (gedruckt, die Beiträge sind zudem online im Open Access zugänglich). Auf die Beiträge warten wird bis zum 15. Mai 2021, das Manuskript sollte ca. 16 Seiten umfassen. Dem Text sind Abstracts sowie Schlüsselwörter in deutscher und englischer Sprache voranzustellen (der Titel soll ebenfalls ins Englische übersetzt werden).

Die eingereichten Beiträge werden von zwei externen Gutachtern bewertet.

Richtlinien zur Manuskriptgestaltung befinden sich hier: https://pressto.amu.edu.pl/index.php/sgp/about/submissions#onlineSubmissions.      

Der Beitrag ist direkt auf der Seite von Studia Germanica Posnaniensia zu registrieren https://pressto.amu.edu.pl/index.php/sgp/user/register.

Seifert, Anja: Körper, Maschine, Tod: Zur symbolischen Artikulation in Kunst und Jugendkultur des 20. Jahrhunderts. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2004, S. 30.

2 Raab, Heike: Riskante Körper – Von Monstern, Freaks, Prothesenkörpern und Cyborgs. In: Scheich, Elvira/Wagels, Karen (Hrsg.): Körper. Raum. Transformation. Münster: Westfälisches Dampfboot 2011, S. 90-105, hier S. 90.

3 Vgl. Meuser, Michael: Körper-Handeln. Überlegungen zu einer praxeologischen Soziologie des Körpers. In: Gugutzer, Robert (Hrsg.): Body turn. Perspektiven der Soziologie des Körpers und des Sports. (95-118). Bielefeld: transcript 2006, S. 95-118, hier S. 96.

Turner, Bryan S.: The Body and Society. Explorations in Social Theory. London/New Dehli/Los Angeles (u.a): SAGE Publications 1996, S. 37.

Delbrouck, Mischa: Verehrte Körper, verführte Körper. Die Olympischen Spiele der Neuzeit und die Tradition des Dionysischen. Tuebingen: Max Niemeyer Verlag 2004, S. 14.

6 Zumbusch, Cornelia/ Hasselmann, Kristiane/Schmidt, Sandra: Vom Einwandern der Utopie in den Körper. Zur Einleitung. In: Zumbusch, Cornelia/Hasselmann, Kristiane/Schmidt, Sandra (Hrsg.): Utopische Körper. München: Wilhelm Fink 2004, S. 11-26, hier S. 18.

König, Christiane/Perinelli, Massimo/Steiglitz, Olaf: Einleitung Figurationen. In: Netzwerk Körper (Hrsg.): What can a body do? Praktiken und Figurationen des Körpers in den Kulturwissenschaften. Frankfurt/New York: Campus Verlag, S. 13-18, hier S. 15.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur aus Deutschland/Österreich/Schweiz, Gender Studies/Queer Studies, Literatur des 21. Jahrhunderts
Körperbilder ; Body Turn

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Datum der Veröffentlichung: 19.02.2021
Letzte Änderung: 19.02.2021