CfP/CfA Veranstaltungen

Europadiskurse in der Gegenwartsliteratur des vergangenen Jahrzehnts (Saarbrücken)

Beginn
03.11.2022
Ende
04.11.2022
Deadline Abstract
15.05.2022

Organisation: Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass der Universität des Saarlandes

In der vergangenen Dekade war die Idee der europäischen Integration zunehmender Kritik ausgesetzt. Nationalistische Bestrebungen haben in den meisten Ländern der Europäischen Union an Akzeptanz gewonnen, was sich schließlich im Austritt eines der großen Staaten, dem Vereinigten Königreich (2016/20), manifestierte.

Innerhalb der Staaten der Gemeinschaft differieren die Ansichten, ob es sich bei der Europäischen Union um eine Zweckgemeinschaft zur Stärkung der eigenen national- bzw. wirtschaftspolitischen Interessen oder um einen die politische Einigung anstrebenden Staatenbund handelt. Auch sind Kompetenzen und Funktion europäischer Einrichtungen wie des Parlaments in Straßburg oder des europäischen Gerichtshofes in Luxemburg zwischen nord- und süd-, west- und osteuropäischen Staaten umstritten.

Die Covid 19-Pandemie hat die Probleme sichtbar vor Augen geführt. Auch wenn die Grenzschließungen lediglich pragmatisch im Hinblick auf eine Begrenzung des Infektionsgeschehens gedacht waren, haben sie dennoch gezeigt, wie fragil jahrelange Selbstverständlichkeiten (wie die Personenfreizügigkeit) sein können. Der Umgang mit der Infektionskrankheit hat eindringlich vor Augen geführt, wie schwierig Organisation und gemeinsames Handeln im konkreten Fall angesichts divergenter politischer Grundeinstellungen sind.

Demgegenüber hat der Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine zu Beginn diesen Jahres die Bedeutung jener Werte, auf denen die Europäische Union gründet, wie ihre geostrategische Funktion wieder in den Vordergrund treten lassen.

Dass die gleichwohl prekäre Lage des europäischen Gedankens im Diskurs der Gegenwartsliteratur exponiert Eingang findet, hat sich bereits 2017 markant gezeigt, als mit Robert Menasses Brüssel-Roman Die Hauptstadt ein Text mit expliziter politischer Europa-Thematik den Deutschen Buchpreis gewann. Im von der Pandemie gezeichneten Jahr 2021 hat mit Antje Rávik Strubels Blaue Frau wiederum ein Erzählwerk diesen Preis erhalten, der Europa, seine Mentalitäten, Grenzen und Probleme, in den Fokus rückt. Schon diese beiden durch ihre Publizität hervorstechenden Texte zeigen, auf welch unterschiedliche Weise der Europadiskurs literarisch behandelt werden kann.

Die Tagung möchte Möglichkeiten und Bedingungen dieses Diskurses in der Gegenwartsliteratur der letzten Jahre erkunden. Ein Augenmerk liegt dabei auf den divergenten Perspektiven: Literarische Texte spiegeln unterschiedliche Europa-Erfahrungen. Es finden sich Verarbeitungen von unmittelbaren Erlebnissen von Menschen, die aus Regionen an Grenzen stammen und deren tägliches Leben dadurch von der europäischen  Politik maßgeblich bestimmt ist. Auf einer anderen Ebene thematisieren Texte zunehmend Migrationserfahrungen von Menschen, die innerhalb Europas ihre Lebensorte wechseln oder aus anderen Regionen der Welt nach Europa flüchten.

Ein Augenmerk soll dabei auch der Perspektive der Leserinnen und Leser gelten. Welche europäischen Themen bewegen sie und welche Texte haben entsprechend bei ihnen besondere Akzeptanz gefunden?

Der Tagungsort Saarbrücken und das Saarland sind aufgrund ihrer Geschichte eng mit dem Europagedanken verknüpft. Durch die Nachbarschaft zu Frankreich und Luxemburg versteht sich die Region als ein Modell europäischen Zusammenlebens, was nicht zuletzt in dem Gedanken der Großregion Saar-Lor-Lux zum Ausdruck kommt

Ziel der Tagung ist es, literarische Europa-Entwürfe vorzustellen, zu diskutieren und zueinander in Beziehung zu setzen.

Erwünscht sind Themenvorschläge in deutscher, französischer oder englischer Sprache. Bitte übermitteln Sie eine Skizze (maximal 1.200 Zeichen) für einen Vortrag von maximal 20 Minuten Länge, gemeinsam mit einer kurzen wissenschaftlichen Biographie bis zum 15. Mai 2022 an Professor Dr. Sikander Singh (s.singh@sulb.uni-saarland.de) und Dr. Hermann Gätje (h.gaetje@sulb.uni-saarland.de).

Die Veröffentlichung der Tagungsbeiträge erfolgt in der Reihe „Passagen. Literaturen im europäischen Kontext“ im Francke Verlag, Tübingen.

Die Reise- und Übernachtungskosten für die zu einem Vortrag eingeladenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden im Rahmen unseres Budgets übernommen.

Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Forschungsgebiete

Literatur des 21. Jahrhunderts
Europa; Diskurs

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Ansprechpartner

Einrichtungen

Universität des Saarlandes (UdS)
Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass

Adressen

Saarbrücken
Deutschland
Datum der Veröffentlichung: 08.04.2022
Letzte Änderung: 08.04.2022