Der Roman, dessen Handlung in dem geschichtsträchtigen Zeitraum zwischen dem Russisch-Japanischen Krieg (19049 undder beginnenden Stalin-Ära (etwa 1930) spielt und Ausblicke bis in die Zeit kurz vor Stalins Tod (1953) gibt, erzählt die Lebens- und Leidensgeschichte des Arztes, Wissenschaftlers und Dichters Juri Andrejewisch Schiwago. Schiwago erleidet während der Fahrt zu einem Arbeitsplatz, den er endlich gefunden hat, in der Straßenbahn einen Herzanfall und stirbt auf dem Steinpflaster einer Moskauer Straße. Nicht Auflehnung gegen die neue Ordnung des Sowjetstaates bestimmt das Verhalten des Doktors, sondern das Wissen, in diesem neuen Zeitalter, mit dem ihn nichts verbindet, seinen Passionsweg bis zum Tod gehen zu müssen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges verläuft Schiwagos Leben in geordneten Bahnen. Er schließt sein Medizinstudium ab. Seine ungewöhnliche diagnostische Befähigung verspricht eine glänzende Karriere. Die Einheirat in die Familie eines angesehenen, vermögenden Professors enthebt ihn aller materiellen Sorgen. Der Krieg, den er als Arzt in vorderster Kampflinie mitmacht, erschüttert die gutbürgerliche Lebensform der Schiwagos. Der Doktor akzeptiert den Beschluß des Familienrats, das hungernde, von Razzien heimgesuchte Moskau zu verlassen, mit den Seinen auf dem ehemaligen Familiengut der reichen Verwandten seiner Frau zu siedeln. Schiwagos Familienidylle inmitten eines aufgewühlten, vom Bürgerkrieg zerfleischten Russlands bekommt einen ersten Sprung urch die Wiederbegegnung mit einer Frau, die er während des Krieges in einem Krankenhaus an der Front kennenlernte: die Lehrerein Lara, deren Mann ein berühmt-berüchtigter Panzerzugführer der Roten Armee ist (später wird er von seinen Genossen in den Selbstmord getrieben). Diese Frau, die der Arzt zweimal in seinem Leben wiederfindet und beide Male verliert, wird zu einem neuen Mittelbunkt in seinem Leben.
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