Wolfgang Meisenheimers Buch „Choreografie des architektonischen Raumes“ ist eine Sammlung von Sequenzen. In diesen Sequenzen, die sich zum Buch als Daumenkino mit Innehalte-Stationen verdichten, entfalten sich Räume und Bewegungen. Das über vierhundert Seiten starke Kompendium sammelt eine Fülle von Bewegungsvorstellungen in der Architektur, die allein durch die starke Kraft des Assoziativen zusammengehalten werden. Viel mehr als eine streng wissenschaftliche, systematisierende, immer strikt den trennenden Überblick bewahrende Einteilung von Verhältnissen zwischen Raum und Bewegung, handelt es sich um eine reiche assoziative Entfaltung möglicher Bezüge. „Methode ist Umweg“, hieß es bei Walter Benjamin. Dieser Umwegigkeit verschreibt sich Meisenheimers dichte phänomenologische Annäherung an die „Bühnen der Architektur“, die die Entfaltung von „Lebensmöglichkeiten“, wie er es formuliert, andeuten. Meisenheimer begreift Architekturen als szenische Orte, als Orte, die eine Szene überhaupt erst entstehen lassen. Handelt es sich, folgt man dieser Logik, um Orte, die die Szene nicht präjudizieren, nicht diktieren, sondern entstehen lassen, die die Szene nicht programmatisch vorwegnehmen, sondern im langen Atem der Architektur vielszenig immer wieder anders werden lassen, so ist dies eine Definition, in der sich das Alltägliche mit dem Ästhetischen durchaus treffen kann, ohne ideologisch vorvereinnahmt worden zu sein.
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