ger: Ausgehend von der Beobachtung, wie zentral Orte und Räume in der Lyrik Marina Cvetaevas sind, strebt die Arbeit im Rahmen einer Untersuchung der Poetik der Dichterin eine Klärung der literaturwissenschaftlichen Kategorie des Raumes an. Aufgezeigt wird, wie wichtig es ist, literarischen Raum und literarische Welt voneinander zu trennen, eine Differenzierung, die bislang nur selten und nicht systematisch vorgenommen worden ist. Ausgehend von allgemeinen Überlegungen zu Cvetaevas Poetik anhand einzelner Gedichte und unter Rückgriff auf ihre Essays und Briefe weise ich die in der Forschung zu Cvetaeva noch immer nicht selbstverständliche Notwendigkeit auf, Persona im Gedicht und Autorin voneinander zu trennen. Ebenso wichtig für Cvetaevas Poetik ist die Prosodie der Gedichte. Anhand des Gedichtes "Dua" wird aufgezeigt, wie sich die rhythmische und klangliche Gestaltung künstlerischen Verfahren aus der Musik annähert, etwas, das in den folgenden Gedichtanalysen immer wieder zum Tragen kommt. Hier sind es Baum- und Tischgedichte, jeweils aus verschiedenen Schaffensphasen der Dichterin, anhand derer ich die genannten Themen weiter ausarbeite. Zutage tritt bei dieser Untersuchung immer wieder die Adaption von anderen Kunstwerken und Verfahren anderer Künste in den Gedichten. Wie ich aufzeige, weisen viele Gedichte eine Poetik der Umsetzung auf. Diese ist getragen von poetischen Verfahren, mittels derer Emotionen oder Wünsche nicht so sehr benannt werden, sondern die Textgestaltung selbst (beispielsweise über Syntax, Interpunktion und Rhythmus) eine entsprechende Figur entstehen lässt. Darlegen ließ sich so, wie das lyrische Subjekt in den verschiedenen Gedichten immer wieder eine Verortung einfordert. Die Räume im Gedicht sind letztlich geschlossene Räume, die mittels der Überlagerung mit anderen Räumen etwa denen eines Traumes allerdings eine Erweiterung erfahren, und sich so zugleich durch eine Weite auszeichnen. Aufgrund der Wichtigkeit, die dem Zyklus in Cvetaevas uvre zukommt (aufgenommen sind neben "Magdalina" die Zyklen "Stichi o Moskve", "Derevja", "Kust" und "Stol"), stehen im Schlusskapitel Überlegungen zu den ganz unterschiedlichen Zyklus-Welten der Dichterin. Der abschließende Ausblick mit einem skizzenhaften Vergleich von literarischem Raum und literarischer Welt in Drama, Prosa und Lyrik vor dem Hintergrund der Gedicht- und Zyklusanalysen stellt einerseits Genre-Besonderheiten der Lyrik gegenüber Drama und Prosa heraus, andererseits skizziert er eine größere Systematik für die literaturwissenschaftliche Kategorie des Raumes. eng: Space and place are central to Marina Tsvetaeva's poetry. For an understanding of Tsvetaeva's poetics, so I argue on the basis of particular poems, her letters and essays, it is necessary first to distinguish between the persona in her poems and the poet, second to come to terms with her original use of prosody. On the basis of the poem "Dusha", I show how the author with rhythm and sound appropriates musical devices for her poetry, something which comes to bear also in the following analyses and interpretations of her poems and cycles. Here I pursue the motifs of trees and table in poems from different periods of her writing. Central to her poetics, or so I argue, is a particular performativity, where e.g. emotions are not so much described but rather displayed or even enacted by the speaker in the very text, e.g. by means of rhythm, punctuation and syntax. For an enquiry into her poetics it proved necessary to also clarify the category of space as a concept of literary criticism. As I argue, the speaker often makes clear how important it is to have one's place. Concerning the space, in the poems discussed it is a limited space which at the same time is characterised by its wideness. The different cycles ("Magdalina", "Stikhi o Moskve", "Derevia", "Kust" and "Stol") allow for theoretical conclusions about this subgenre. In a resuming sketch of the literary worlds of drama, prose and poetry, against the background of the given analyses, I aim at a more systematic approach to space as a category of literary criticism. The differentiation of space within the literary world on the one hand, and the literary world on the other, or so I argue, are necessary for an understanding of space in literature.
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