ger: Die Geschichte der englischen katholischen Literatur in der modernen Zeit war durch eine außergewöhnliche Blüte im 19. und vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gekennzeichnet. Englische katholische Autoren gewannen einen Einfluss in den Augen der allgemeinen Öffentlichkeit, der ein Jahrhundert zuvor noch kaum vorstellbar gewesen wäre. Vor allem aber waren viele dieser Schriftsteller wie Graham Greene, Evelyn Waugh, G. K. Chesterton oder Muriel Spark Konvertiten, sodass die Erfahrung und Weltsicht der Konvertiten die englische katholische Literatur für lange Zeit bestimmte. Tatsächlich hatten Konvertiten dem englischen Katholizismus bereits seit der Oxford Movement in der anglikanischen Kirche Mitte des 19. Jahrhunderts sein öffentliches Gesicht gegeben vor allem durch die Konversion von John Henry Newman, der nicht nur im Bereich der Theologie großen Einfluss ausübte, sondern auch einer der ersten bedeutenden modernen katholischen Schriftsteller in England wurde. Das Auftreten einer Zahl von katholischen Autoren, die auch in der allgemeinen Öffentlichkeit Großbritanniens akzeptiert und bewundert wurden, ist besonders bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass Katholiken von der Englischen Reformation angefangen bis fast in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein schwerer Unterdrückung und Verfolgung ausgesetzt gewesen waren. In den frühen 1960er Jahren änderte sich jedoch die katholische Literatur in England und das katholische Leben im Allgemeinen in vielerlei Hinsicht schlagartig. Während sie zuvor von Konvertiten dominiert gewesen war, übernahm nun eine Reihe von katholisch aufgewachsenen Autoren wie David Lodge, John Braine oder später Piers Paul Read die Führungsrolle. Während die Literatur zuvor die Erfahrung der Konvertiten widergespiegelt hatte, wurde nun das katholische Ghetto sowie dessen späteres Verschwinden zum bestimmenden Thema. Während zuvor die vollständige Akzeptanz der kirchlichen Lehren die als ewig und unveränderlich angesehen wurden als selbstverständlich gegolten hatte, wurde nun der religiöse Zweifel und die allgemeine Infragestellung der Glaubenssätze thematisiert. All diese Entwicklungen lassen sich historisch mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) und den dadurch ausgelösten Veränderungen in der katholischen Kirche in Verbindung bringen, aber auch mit weiter reichenden sozialen Entwicklungen in Großbritannien und der westlichen Welt in den 1960er Jahren. Diese Dissertation untersucht diese Veränderungen und wie sie in der Belletristik englischer katholischer Autoren zum Ausdruck kamen. Sie betont besonders die Erfahrung eines Bruchs zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der in den Werken abwechselnd und oft sogar gleichzeitig als Befreiung und als Verlust dargestellt wird. eng: The history of English Catholic literature in modern times has been characterised by an extraordinary blossoming in the 19th and especially in the first half of the 20th century. English Catholic writers gained an influence even among the general public that would have been inconceivable even a century earlier. Most importantly, many of these writers like Graham Greene, Evelyn Waugh, G. K. Chesterton or Muriel Spark were converts, so that the convert experience and outlook largely shaped English Catholic writing for a long period of time. Indeed, converts had given English Catholicism its public face already since the Oxford Movement in the Church of England in the mid-19th century, notably since the conversion of John Henry Newman, who not only left his imprint on the theology of the period but also became one of the first important modern Catholic writers in England. The emergence of a number of Catholic authors who also gained acceptance and admiration among the general public in Britain is especially notable given the oppression and persecution Catholics had suffered from the English Reformation almost up to the first half of the 19th century. In the early 1960s however, Catholic literature in England and Catholic life in general underwent several sudden changes in many of its main characteristics. While it had been dominated by converts in earlier times, now cradle Catholic authors like David Lodge, John Braine and later Piers Paul Read took the leading role. While it had largely expressed the convert experience before, now life in the Catholic ghetto and soon its subsequent disappearance entered fiction as a main theme. While in earlier times, a wholesale acceptance of Church teaching which had been understood as eternal and immutable had been taken for granted, now the theme of religious doubt and a general questioning of the tenets of the faith became a topic. All these developments can be tied historically to the Second Vatican Council (1962-65) and the changes it effected in the Catholic Church, but also to the wider social developments in Britain and the whole of the the Western world in the 1960s. This thesis explores these changes and how they came to be expressed in English fiction by Catholic authors. It especially highlights the experience of a fissure, a break between the past and the present, that is presented in the works alternately, and often even simultaneously, as both a liberation and a loss.
|