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  1. Täglichkeit : Tagebuch und Kalender bei Walter Kempowski und Uwe Johnson
    Autor*in: Weidner, Daniel

    Aus der Sicht der Literatur, im Rahmen literarischer Schreibweisen, erscheint das Tagebuch als besonders 'unmittelbare' Form. Das kann Verschiedenes bedeuten, etwa, dass es eigentlich gar keine Form ist, dass das Schreiben von Tagebüchern keiner... mehr

     

    Aus der Sicht der Literatur, im Rahmen literarischer Schreibweisen, erscheint das Tagebuch als besonders 'unmittelbare' Form. Das kann Verschiedenes bedeuten, etwa, dass es eigentlich gar keine Form ist, dass das Schreiben von Tagebüchern keiner besonderen Vorgabe folgt und dass man auf alle möglichen Weisen Tagebuch schreiben könne. Historisch ist das tatsächlich der Fall, wie die Vielfalt überlieferter Tagebücher zeigt: Sie können umfassend und sehr begrenzt sein, ein Leben oder auch nur eine Woche umfassen, und man kann sie mit fast allen möglichen Schreibmaterialien produzieren. alleine, zu zweit, oder auch als Gruppe. Daher haben Tagebücher für die Literaturwissenschaft lange als formlose Gebrauchstexte außerhalb der 'eigentlichen' Literatur gegolten, die allenfalls als Quelle biographischer oder historischer Informationen interessant sein könnten. Als die Forschung begann, sich mit ihnen zu beschäftigen, geschah das aus diesem biographischen, meist psychologischen Interesse heraus. Dabei wurde die 'Unmittelbarkeit' noch anders verstanden, nämlich dass es sich beim Tagebuch um eine 'authentische' Form handelt, sei es, dass das Berichtete hier direkter als sonst beschrieben wird, sei es, dass der Berichtende hier besonders unverstellt zu Wort kommt. Gerade weil ihm die Vermittlung einer besonderen literarischen Form fehle, komme das Schreibende oder das Geschriebene unmittelbarer als anderswo zum Ausdruck. Dazu gehört auch, dass das Tagebuch eines Autors zum Ort werden kann, wo schreibend über das eigene Schreiben reflektiert wird, wo sich das Schreiben gewissermaßen selbst berührt.

     

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  2. "Wir sind für ein höheres Geld bestimmt" : Geld und Gesellschaftstheorie in der Neuzeit
    Autor*in: Weidner, Daniel

    'Geld regiert die Welt', so heißt ein Sprichwort, das jeder kennt, und das immer wieder aktuell ist. Wie viele Sprichworte hat es Elemente literarischer Form, und zwar nicht nur den schönen Reim und die Personifikation, die Geld zu einem Regenten... mehr

     

    'Geld regiert die Welt', so heißt ein Sprichwort, das jeder kennt, und das immer wieder aktuell ist. Wie viele Sprichworte hat es Elemente literarischer Form, und zwar nicht nur den schönen Reim und die Personifikation, die Geld zu einem Regenten macht. Seinen eigentlichen Gehalt bezieht das Sprichwort aus der Verbindung verschiedener Bildbereiche: Es ist eine Metapher, denn das Geld regiert eigentlich nichts, sondern herrscht eher, aber auch die 'Welt' passt nicht wirklich zum 'Regieren', denn grundsätzlich regiert man weniger Welten als Staaten oder vielleicht Institutionen. Noch eine 'Weltregierung' wäre eigentlich die Regierung eines Weltstaates, und wenn sich Politik um die ganze Welt kümmern muss, um das Klima etwa, so wird sie das indirekt tun - vielleicht durch Geldpolitik. Noch deutlicher wird die Verschiebung zwischen dem zweiten und dem dritten Term des Sprichworts, wenn man ein wenig der Etymologie von 'Welt' nachgeht, die nicht nur ein räumlicher, sondern auch ein zeitlicher Terminus war, nicht nur die Gesamtheit von allem bezeichnet, sondern auch das Vergängliche im Gegensatz zum Ewigen, nicht nur mundus, sondern saeculum. In der alteuropäischen Semantik regiert Gott die Welt, und das bringt ihn in beständige Spannung mit den weltlichen Regenten und erst recht mit dem Geld.

    Das Sprichwort verbindet also ökonomische, politische und theologische Bedeutungen, die es in einer Figur zusammenfasst, die man nicht klar und nicht einfach paraphrasieren kann. Das ist typisch: Wenn über Geld nachgedacht wird, so geschieht das immer wieder rhetorisch und metaphorisch, und zwar oft am Grenzbereich verschiedener Semantiken. Das macht die Geldtheorie für Kulturwissenschaftler so interessant, denn diese interessieren sich eben gerade für diese Grenzbereiche, an der die säuberlich gezogenen Grenzen verschiedener kultureller Register oder gesellschaftlicher Funktionsbereiche überlappen.

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: CompaRe
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Wirtschaft (330); Literatur und Rhetorik (800)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Geldtheorie; Wirtschaftsphilosophie
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  3. In eigener Sache: Die "Weimarer Beiträge" danken Karla Kliche

    Wer Karla Kliches alltägliches Wirken als Redakteurin der Weimarer Beiträge längere Zeit beobachten konnte, den hat vor allem eine Haltung beeindruckt: diese Achtsamkeit gegenüber dem anderen, dieses Ernstnehmen von Autoren auch im kritischen Umgang... mehr

     

    Wer Karla Kliches alltägliches Wirken als Redakteurin der Weimarer Beiträge längere Zeit beobachten konnte, den hat vor allem eine Haltung beeindruckt: diese Achtsamkeit gegenüber dem anderen, dieses Ernstnehmen von Autoren auch im kritischen Umgang mit ihnen, die Bewertung wissenschaftlicher Prosa nicht nur nach dispositionellen, sondern auch nach stilistischen Qualitäten, diese Wertschätzung neuer Gedanken - man muss es über Jahre hin erlebt haben, um all dies als etwas Seltenes und Kostbares zu schätzen zu wissen. Karla Kliches Umgangstugenden haben den Geist dieser Zeitschrift mitgeprägt

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: CompaRe
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Weimarer Beiträge (Zeitschrift)
    Lizenz:

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  4. Prophetic criticism and the rhetoric of temporality : Paul Tillich's 'Kairos' texts and Weimar intellectual politics
    Autor*in: Weidner, Daniel

    The paper discusses Paul Tillich's changing conception of a "prophetic critique" of contemporary culture and society through the notion of a "kairos", the moment of fullfilled time. It shows how Tillich refers both to a specific notion of prophecy... mehr

     

    The paper discusses Paul Tillich's changing conception of a "prophetic critique" of contemporary culture and society through the notion of a "kairos", the moment of fullfilled time. It shows how Tillich refers both to a specific notion of prophecy (developed in Max Weber's reflections on charisma) and to a concept of eschatological time (developed in Karl Barth's dialectical theology). In different texts from the 1920ies and the 1950ies, Tillich uses the idea of "kairos" for a critique of the "idols" of bourgeois culture that is both radical and urgent. However, read in their historic sequence, these texts also reveal the difficulty of upholding the urgency of such a critique over time - as a result, Tillich's notion of "kairos" becomes more and more reflexive and self critical as the possibility of prophetic critique is concerned.

     

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    Quelle: CompaRe
    Sprache: Englisch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800)
    Sammlung: Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL)
    Schlagworte: Tillich, Paul; Weber, Max; Barth, Karl; Weimarer Republik; Politische Theologie; Prophetie; Religiöser Sozialismus
    Lizenz:

    creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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    info:eu-repo/semantics/openAccess

  5. Chronik und kollektive Autobiographie : Schreibweisen der Gegenwart bei Alexander Kluge, Rainald Goetz und Annie Ernaux
    Autor*in: Weidner, Daniel
    Erschienen: 13.01.2023

    Kluges Schreiben ist tief in der Zeitgeschichte verankert, in den großen Erzählungen des 20. Jahrhunderts, die aber heute neu bilanziert werden müssten, sowohl objektiv wie subjektiv, wobei das Subjektive, das wissen wir als Leser Kluges, nicht nur... mehr

     

    Kluges Schreiben ist tief in der Zeitgeschichte verankert, in den großen Erzählungen des 20. Jahrhunderts, die aber heute neu bilanziert werden müssten, sowohl objektiv wie subjektiv, wobei das Subjektive, das wissen wir als Leser Kluges, nicht nur das Was, sondern auch das Wie des Erzählens betrifft. Denn die spezifische Irrealität der Gefühle erlaubt es Kluge, jene Romane umzuerzählen, Geschichte nicht einfach wiederzugeben, sondern sie zu variieren, Fakt und Fiktion, Reales und Irreales zu mischen. Allerdings, und das ist bemerkenswert, verbindet Kluge diesen Materialismus der Gefühle mit der Form der Chronik, die doch zunächst eine objektive Form zu sein scheint. Aber weiß man denn eigentlich wirklich, was eine Chronik ist? Kluge scheint hier verschiedenes zu meinen: das Moment der Gleichzeitigkeit, das Moment der Aufzählung, der Serie der Jahre, die variierende Reichweite (das Jahr der Gleichzeitigkeit, die eigene Lebenszeit, die 2000 Jahre). Welche poetologischen Implikationen haben diese Eigenschaften, welche darstellerischen Potentiale, welche Autor- oder Chronistenfiguren gehen mit ihnen einher? Wie erlaubt es diese Form, historisches und persönliches Leben zu vermitteln, also gewissermaßen 'kollektive Autobiographie' zu schreiben? Um diese Fragen zu erörtern, stelle ich Kluge einen Autor und eine Autorin zur Seite, die sich auf den ersten Blick deutlich von ihm wie auch voneinander unterscheiden: Rainald Goetz und Annie Ernaux.

     

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